Seite:De Zimmerische Chronik 2 233.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hochem ansehen, dann der eltest, graf Jörg, des iezigen churfürsten bei Rhein schwester, fraw [Elisabeth][1], zu ainer gemahl, gleichwol ime dieselbig kein kündt nihe gegeben. Der ander, graf Eberhart, hat sich mit ainer rheingrefin,

5

genannt [Margaretha][2], verheirat, von dero er nur ein ainzigen sone Jörg, und etlich döchtern bekommen. Der jungst under inen, graf Valentin, ist in ledigem standt gestorben. Der hat das schloß Reichenberg mit seiner zugehördt ingehapt und were seins verstands und geschicklichait halben ains

10

höchers standts und vermegens wol wert gewest, darzu er dann auch wol kommen, waverr [er][3] uf dem churfürstlichem stift Menz beharet were. Die drei grafen, gebrüeder, regieren ire landtschaft in großer ainigkait, aber der newen religion und glaubens sachen nemen sie gleichwol sich vil an,

15

welches inen mehrmals zu unstatten komen, dann sie im schmalkaldischen[4] krieg, als kaiser Carle die protestierenden fürsten und stendte überzogen, von herr Maximilian von Iselstain oder Beuren derhalben umb 10000 daller gestraft und gebrantschatzt worden.

20

* [1304] Dises graven Jergen gemahel war ain pfalzgrefin und des curfürsten, herzog Friderichs, schwester, also desselbigen religion und glaubens. Wie sie nun uf ain zeit von iren bruder zu Haidelberg ußfure, der mainung, zu iren zwaien schwestern gen Poparten, die daselbst im closter

25

waren, und die von der alten catholischen uf die uncrüstenliche calvinisch lere zu weisen oder zu tringen, do ist ir ain wunderbarliche sach uf dem weg begegnet; dann wie sie also tanquam alter Saulus ufgeblasen daher gefaren, do ist sie in ain großen luft kommen, darauß sie und ainstails irer

30

mitgeferten ain stim gehört, ganz haiter sprechend: Ehe du dahin kombst, so würstu nit bei sinnen sein.« Das ist ir auch gleich bald darauf gefolgt, das sie iren fürgenomnen weg verlassen und umbkeren müßen. Sie ist hernach ir lebenlang zu kainer rechten vernunft mer kommen, gleichwol

35

man sagt, das sie nit vil über ain jar nacher gelept; sei wenig stund vor irem absterben wider bei guten sinnen gewest; ist beschehen anno 156[3][5]. *


  1. Elisabeth] die lücke der hs. ergänzt nach Simon a. a. 0. s. 382.
  2. Margaretha] ergänzt nach Simon a. a. o. s. 392.
  3. er] fehlt in der hs.
  4. schmalkaldischen] hs. manalkaldischen.
  5. 156[3] die zahl 3 ergänzt nach Simon, Erbach s. 383.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band II. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_2_233.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)