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erschrocken, die herzogin gebetten, ir in ungnaden nichs aufzenemen. Also hat sein die herzogin wol lachen megen, und ist der krieg aller gericht gewesen; zudem ist es beschehen gewesen und hat nit mehr megen geendert werden.

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Gleichergestalt wie es graf Sigmunden von Lupfen uf ain zeit zu Stuttgarten bei dem alten herzog Eberharten von Würtemberg, genannt dem Bartmann, ergangen; dem ist ungeferdt ain furz ob disch entpfarn. Wie in nun menigclich angesehen, er auch nit leugnen kinden, vil weniger

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bei sich selbs fünden kinden, wie er die unzucht verantwurten welle, ist er hünder tisch ufgestanden und hat zum herzogen gesagt: »Gnediger herr, bei Gott, er ist hussen, er mag nimmen hinein.« Do hat der herzog, auch menigclichen anfahen zu lachen und ist in ain gueten schwank

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gezogen worden. Aber fraw Ursul ist hernach [1263] vil jhar zum Pettersperg bliben in witwenstand. Uf ain zeit, als sie noch alda gehauset, ist ain armer mentsch, ain übeltheter, so in vilen bösen stucken ergriffen, in iren gerichten gefangen worden. Den hat sie für recht gestellt und

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peinlich beclagen lassen. Wie nun urthel und recht dem armen mann das leben abgesprochen und er dem nachrichter an die handt erkennt worden, auch die urthel darauf exequiert, ist fraw Ursul ohne geferd zu selbiger zeit im flecken Silz, ligt under dem Pettersperg, gewesen; do ist der

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nachrichter mit seinen knechten zu ir kommen, und wiewol er seins lohns, wie gepreuchlichen, von iren amptleuten bezallt worden, so hat er doch ain abfertigung oder ein trinkgelt von ir für sich und seine knecht begert, das im die fraw güetlichen abgeschlagen. Er aber hat ihe nit nachlassen

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wellen, und wie die fraw uf Pettersperg geritten, ist er mit seinen knechten imer nachgevolgt. Wie sie nun alle hinuf in das schloß kommen, hat fraw Ursul etliche drescher (dann es winters zeit gewesen) an der arbait gehapt; denen hat sie bevolchen, dem nachrichter und seinen knechten

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das trinkgelt außzuthailn. Also sein die drescher auß der scheuren dem nachrichter zugeloffen, denselben sampt den knechten mit den flegeln dermaßen abgedroschen, das sie zu boden gefallen und den dröschern mit großer müehe den berg abhin entrunnen sein. Hernach sein sie nit mehr

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kommen, das trinkgelt oder die abfertigung zu fordern. Hernach ist es vil jhar ain sprichwort gewesen, so ainer ain bösen abschaidt oder abförtigung bekommen, das man

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 532. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_532.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)