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von Würtemberg die konst gelernt und war gewiss; mechte menigclich der sach wol lachen. *

* [1231] Man sagt ain guete historia, so disem graf Ulrichen von Würtemberg mit ainem edelman von

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Lentershaim begegnet. Derselbig von Lentershaim hat ain überauß [1232] schön weib gehabt, also das von ir schöne wegen vil geredt worden; sonderlichen ist sie bei graf Ulrichen von Würtemberg hoch gelobt worden, also das der graf ain große begird gehabt sie zu sehen. Derhalben, als uf

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ain zeit der von Lentershaim geen Stutgarten kommen, hat in der graf angesprochen, mit beger, seitmals sein hausfraw irer schöne halb so verrüempt, das er in die sehen lassen welle. Der von Lentershaim, wiewol er ain eiferig mann, noch dann hat er ehren halb söllichs dem graven nit wol

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abschlagen künden, sonder ain tag, darauf er kommen, ernennt. Uf solchem graf Ulrich mit wenig dienern erschinen, hat die prugken und thor alles wol verspert gefunden, des in doch befrembdet; hat derhalben anschreien müeßen. Do ist der von Lentershaim mit seiner hausfrawen an die zinnen

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ob dem thor gangen, den grafen angeredt, sprechende: »Herr, das ist mein hausfraw, besehendt sie! also ist sie vornen gestalt.« Indem hat er sie umbgedreit und wider gesagt: »Herr, also sicht sie dahinden; iezundt hapt ir sie gesehen und mügt wol hinziehen, ich laß euch nit herein.«

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Also hat der guet graf Ulrich wider hinziehen müeßen, und wiewol der von Lentershaim dem graven im landt gesessen, so ist im doch weiters nichs hernach gevolgt. * * [1194] Dieser grave Ulrich von Würtemberg ist ain tugentlicher, weiser herr gewesen. Nach ime hat man über

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vil jhar hernach herzog Ulrichen von Würtemberg den namen geben, als er gefirmbt worden, hat vorhin Hainrich gehaißen; und ist die verenderung des namens ußer der ursach beschehen, das man verhofft, er solle mit dem namen auch des alten herren tugentlichs wesen annemen. Wie das

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beschehen, das haben hernach [1195] seine thaten zu erkennen geben; daher sagt man den schwank von ime. Als ime, wie gehört, der taufnam geendert, ist er bei seinen jungen im gemach herumb gesprungen und gesagt: »Noch haiß ich aber dannost Hainz.« Aber der alt graf Ulrich von

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Würtemberg hat gemainlich im obern schloß zu Aurach hof gehalten; do hat er den gebrauch gehabt, das er zum oftermal vorm thor gesessen, do hat er gesehen, wer in das

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 408. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_408.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)