Seite:De Zimmerische Chronik 1 197.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

künd von Christen und hochen leuten geporn, auch noch nit geteuft were, derhalben so bette sein vatter und muetter (die sich doch nit nempten) den oder die, so das künde ußer fürsehung des glücks zukeme, umb Gottes willen, das

5

künde zu der hailigen teufe kommen zu lassen, auch das volgends in der forcht Gottes mit dem gelt und kleinotern, dess sie im hiemit geben und damit ußsteuren wellten, zu uferziehen; bevalchen damit das künde in den schurm des allmechtigen. Der guet Martin Malterer und seine alte

10

hausfraw warden der sach nit wenig erfrewt, bedachten, das inen der allmechtig hiemit ein erben beschert, namen das künd willigclichen an, ließen das teufen und Martin haißen. Ime ward ain saugamman bestellt und hernach mit aller liebe und trewe, nit anders, dann als ob das ir leiblich

15

künd were gewesen, erzogen. Der alt Martin Malterer nam die barschaft und anders, so er bei dem künde gefunden, zu handen, das legt er mit allem fleis an jhärliche zins und gülten, dergleichen ordneten und vermachten sie baide alte dem künde alle ire güeter, ligende und varende, und

20

namlichen alles, das sie nach irem todt verließen. So baldt nun der jung Martin Malterer ein wenig erwachsen, ward er ain adenlicher, schöner junger, der auch zu allen adenlichen kurzweilen und sachen vor andern seins gleichen ein sonderen lust und geschicklichkait het, und gieng im auch sonst

25

alles, das er anfieng, so glücklichen von handen, darab sich menigclichen verwunderte. Insonderhait sein stiefvatter, der alt Martin Malterer, het ain herzliche frewd ab im und half im zu allen turner und höfen; daran spart er kain costen. In suma, er ward bei allen römischen kaisern und königen,

30

die zu seinen zeiten lebten, nit allain wol bekannt, sonder auch in besondern hochen gnaden, die in mit reichslehen und hochen emptern versahen. Er ward von könig Ruprechten geadlet und nach absterben seins stiefvatters ward ime vermehelt ain grefin von Dierstain. Er ward auch von

35

ermeltem könig seiner theuren thaten halb zu ritter geschlagen. Und wiewol er von Gott und dem glück höchlichen begabt, auch ains namhaften grafen güetere und vermügen bekomen, so verließ er doch kain son, sonder allain drei döchtern, deren aine er bei seinen lebzeiten eim

40

freiherren von Tengen, [1189] die ander aim herren vom Creuz in Burgundia vermehelt, die dritt soll in ledigem stand abgangen sein. Hernach zoge er mit herzog Lupolden von

Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_197.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)