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verhasst. Do sucht der margraf Bernhart, sein schwager, der vorhin sein bester gesell war gewest, ain ursach an den grafen, (vileucht het ine die that gerawen gehapt, das sich der margraf vor ime besorgen müßen) facht ine; er wurt

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gen Durlach gefürt und daselbs in ainer strengen gefengnus etliche jar biß in sein todt enthalten. Und ist dem margrafen Bernharten nit allain dise geschwinde handlung glücklichen abgangen, wie oblaut, sonder auch der kaufschilling und was er graf Wolfen het umb die halb grafschaft sollen

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bezalen, das ist im aller besteckt und bliben. Hat dem grafen darum zu essen geben und ine in der gefengnus darum erhalten: ein groß exempel ainer namhaften und fürnemen untrew. Über etlich zeit haben die hernach volgenden grafen von Eberstain dennost so vil bei den

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margrafen erhalten, das sie inen das schloß zum halben tail widerum haben zu lehen verlihen; aber die halb grafschaft bleibt in der margrafen hend und wurt die ganz grafschaft durch ain gemainen amptman in baider herren namen verwalten; der ist inen baiden geschworen. Was sich die

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grafen leiden müßen und ducken, auch groß unruhen und unrichtigkaiten, die ußer solcher gemainschaft volgen, darvon wer vil zu sagen, und ist in diser historia neben anderm zu vermerken, das graf Wolf in der gefengnus zu Durlach gestorben, welches Durlach und andere reichslehen dises

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grafen vorelter denen margrafen hetten wider den römischen könig Rudolfen helfen erhalten, auch darob ir gut und blut hetten zugesetzt. Das war iezo der dank, der den nachkommen darum gesagt und erwisen wardt. Grave Wilhelm von Eberstain hat bei unser zeiten

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allerhand ratschlag lassen hierüber in der stille vergreifen, ob diser kauf graf Wolfens het mögen mit recht widertriben werden, und ist nit one; es ist in der ganzen sach nit für ein nestel rechts oder fuegs im rechten, gült auch der kauf nit. So sein die margrafen anders nichs dann pessimae

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fidei possessores, die auch ain solliche[1] ungetrewe [1550] und arglistige handlung weder gegen Gott oder der welt gebürlich künden verantwurten, als nomine tutorio unschuldige witwen und waisen umb das ir zu bringen. Iedoch hat bemelter graf Wilhelm bei den merertail verstendigen an

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rath erfunden, das er sich desshalb in kain rechtfertigung


  1. solliche] hs. sollichen.
Empfohlene Zitierweise:
Froben Christoph von Zimmern: Zimmerische Chronik. Band I. Herausgegeben von Karl August Barack. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg, Tübingen 1881, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zimmerische_Chronik_1_178.jpg&oldid=- (Version vom 12.4.2018)