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gegenwärtiges Bild lieben? d)[1] Aus Sprache und Kunst ward er verbannet, und in der letzten ein Genius an die Stelle gesetzt, der – nicht den Tod vorstellen sondern seine Idee verhindern, d. i. ihn nicht vorstellen, vielmehr verhüten sollte, daß man nicht an ihn dächte. Sie sehen, m. Fr., die Abhandlung bekommt hiemit eine andere Wendung. An die Gottheit


  1. d) Es ist so manches darüber geschrieben, wie die Gaditaner, die einzigen der Sterblichen, die dem Tode Päane sangen, ihn gebildet haben mögen; ohne zu fragen, ob sie ihn auch gebildet hatten? Ich finde davon keine Spur: er hatte blos eine Ara. Auch aus dem Umstande, daß sie ihm Päane sangen und ihn also für eine erbittliche Gottheit gehalten haben müsten, hat man zu viel gefolgert. So wohl dem Pluto als der Proserpina haben Griechen und Römer geopfert, Gelübde gethan und ihnen Denkmale das Danks nach der Wiedergenesung errichtet; es sind derselben noch bis jetzt übrig. Daß sie es dem Tode nicht thaten, war blos Euphemismus der Sprache.
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Johann Gottfried Herder: Zerstreute Blätter, Zweite Sammlung. Carl Wilhelm Ettinger, Gotha 1786, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zerstreute_Bl%C3%A4tter_II_(Herder)_311.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)