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beweglich; sie tanzt und singt und schmückt ihre Locken mit lustigen Blumen, lachend und weinend, wie es ihr gerade einfällt und immer bleibt sie graziös. Der Wahrheit mußt du huldigen wie einer Königin, und was sie dir giebt, das giebt sie dir aus Gnade. Nicht so die Phantasie. Statt ihr nachzulaufen, läuft sie mitunter dir nach, und bist du ein hübscher Junge, da besucht sie dich in den Nächten des Frühlings und schlingt ihre weichen Arme um deinen Nacken und küßt dich und am Morgen wachst du verwundert auf. Die nackte Wahrheit ist eine englische Ehefrau; die schöne Lüge eine französische Grisette[1].

Doch zurück zu Schnapphahnski!

Es war die höchste Zeit, daß unser Ritter in seinen Unternehmungen reussirte; er siegte noch gerade zur rechten Zeit über die Herzogin; ihre Großmuth konnte ihn noch retten. Die bedeutenden Besitzungen der Schnapphahnski’schen Familie im östreichischen Schlesien, sollten nämlich öffentlich verkauft werden, da der Ritter nicht mehr imstande war, sie zu halten. Schon war der Versteigerungstermin bestimmt, und ein Bevollmächtigter des K. von H. präsentirte sich, um die enorme Besitzung zu erstehen. Da trat jene Wendung in dem Leben unseres Ritters ein .... Die Herzogin von S. schwärmte für Schnapphahnski und kein Opfer war ihr zu groß,


  1. in Frankreich Mädchen niederen Standes, siehe Artikel in der Wikipedia
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Georg Weerth: Leben und Thaten des berühmten Ritters Schnapphahnski. Tübingen 1849, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weerth_Schnapphahnski_203.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)