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das Bildnis gewandt. – Des Tages, an dem die Freundin damals abgereist war, entsann sich die Tempelbewohnerin, trotz der Jahre, noch ganz genau, denn es war ja zugleich der eine unvergeßliche Tag des Lebens, an dem Jener, um den sie heute Trauer trug, in ihr Dasein getreten war! Von einer Forschungsfahrt ins Innere zurückkehrend, traf er damals in der kleinen chinesischen Hafenstadt ein, und bei ihren Landsleuten, mit denen er befreundet gewesen, hatte sie ihn damals gleich kennen gelernt. Und sobald sie ihn erblickt, hatte sie gewußt: für diesen Augenblick ward ich einst geboren, auf ihn hab’ ich unbewußt mein ganzes bisheriges Leben lang gewartet. »Anfänglich tat es mir leid, daß er dich, wegen deiner raschen Abreise, damals nicht mehr gesehen,« sagte sie jetzt zur Freundin, »aber«, und ihre Stimme ward leiser, »nachher … weißt du … da war es mir sogar lieb: denn wie hätte er, oder irgend jemand, mich wohl neben dir beachten sollen? Und das erleben zu müssen … und gerade durch dich … ich hätt’ es nicht ertragen.«

Bleich, wie aus Stein gemeißelt, hatte die Fremde gelauscht, und nun sagte sie mit seltsam gezwungenem Lächeln: »Das, Liebste, war wohl ein recht überflüssig Sorgen. Nach allem, was ich von ihm … erfahren, war er doch jemand, der rasch und genau erkannte, wessen Art zu ihm

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Elisabeth von Heyking: Weberin Schuld. G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, Berlin 1921, Seite 110. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Weberin_Schuld_Heyking_Elisabeth_von.djvu/118&oldid=- (Version vom 31.7.2018)