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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

O ihr, die ihr von eitlem Stolz erfüllt
Nach Schatten greifet, lernt die Sterblichen
Nach ihren Thaten schätzen; Thoren! lernt,
Daß Tugend nur den Hochgebohrnen ehrt.
Nur unter solchen Männern keimt der Städte Glück,
Der Häuser Wohlfahrt. Jene Bäuche, leer an Geist,
Sind stumme Götzen, die der Pöbel angafft. Oft
Fäll’t eines Schwachen Lanze straks den stärkeren,
Wenn sich mit edler Stimmung Helden-Adel mischt.
Ja, dieser Pflanzer ist es werth, daß wir
Auch um Orestes willen, der uns hergeschickt,
Das angebotne Dach annehmen. Laßt uns geh’n
In seine Wohnung; denn der Arme nimmt
Den Gastfreund immer lieber als der Reiche auf.
(Zu Elektra.)
Ach! Daß dein Bruder izt, o eitle Sehnsucht! uns
In’s Haus des Glückes führte, selbst vom Glück umstrahlt!
Doch bald kommt er vielleicht. Apollons Spruch gebeut’s,
Der weiser als ein Mensch der Zukunft Nacht erhellt.

Das Chor.
Nun ist mein Herz, Elektra! mehr als je
Zur Freud’ erwärmt, vielleicht, daß nun das Glück,
Izt leisen Trittes, bald mit fester’m Tritt erscheint.

Elektra.
Warum nimmst du, o Mann! da unsre Dürftigkeit
Dir kund ist, Gäste auf, die größer sind, als du?

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft12_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)