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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

Rath: „die Monarchie, sagte er, sey ein schöner Wohnplatz, aber er habe keinen Ausgang.“

Er begnügte sich, sich zum Archon und Gesetzgeber ernennen zu lassen, und übernahm dieses große Amt ungern, und nur aus Achtung für das Wohl der Bürger.

Das erste, womit er sein Werk eröffnete war das berühmte Edikt, Seisachtheia oder Erledigung genannt, wodurch alle Schulden aufgehoben, und zugleich verboten wurde, daß künftig keiner den andern auf seinen Leib etwas leyhen durfte. Dieses Edikt war allerdings ein gewaltsamer Angriff auf das Eigenthum, aber die höchste Noth des Staats machte einen gewaltsamen Schritt nothwendig. Er war unter zwey Uebeln das kleinere, denn die Klasse des Volks welche dadurch litt, war weit geringer, als die, welche dadurch glücklich wurde.

Durch dieses wohlthätige Edikt wälzte er auf einmal die schweren Lasten ab, welche die arme Bürgerklasse seit Jahrhunderten niedergedrückt hatten; die Reichen aber machte er dadurch nicht elend, denn er ließ ihnen was sie hatten, er nahm ihnen nur die Mittel, ungerecht zu seyn. Nichts desto weniger ärntete er von den Armen sowenig Dank als von den Reichen. Die Armen hatten auf eine völlig gleiche Ländertheilung gerechnet, davon in Sparta das Beyspiel

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_061.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)