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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.

am Schluß dieser Periode wieder. Eine lebenslängliche Dauer des Archontats war ihnen doch ein allzulebhaftes Bild der königlichen Würde, und vielleicht hatten die vorhergegangenen Archonten ihre große und dauerhafte Macht mißbraucht. Man setzte also die Dauer der Archonten auf zehen Jahre. Ein wichtiger Schritt zur künftigen Freiheit, denn dadurch daß es alle zehen Jahre einen neuen Beherrscher wählte, erneuerte das Volk den Actus seiner Souverainität, es nahm alle zehen Jahre seine weggegebene Gewalt zurück, um sie nach Gutbefinden von neuem wegzugeben. Dadurch blieb ihm immer in frischem Gedächtniß, was die Unterthanen erblicher Monarchien zulezt ganz vergessen, daß es selbst die Quelle der höchsten Gewalt, daß der Fürst nur das Geschöpf der Nation ist.

300 Jahre hatte das atheniensische Volk einen lebenslänglichen Archon über sich geduldet, aber die zehenjährigen Archonten wurde es schon im 70sten Jahre müde. Dieß war ganz natürlich, denn während dieser Zeit hatte es 7mal die Archontenwahl erneuert, es war also 7mal an seine Souverainität erinnert worden. Der Geist der Freiheit hatte sich also in der zweiten Periode weit lebhafter regen müssen, weit schneller entwickeln müssen, als in der Ersten.

Der siebente der zehenjährigen Archonten war auch der letzte von dieser Gattung. Das Volk wollte alle Jahre den Genuß seiner Obergewalt haben, es hatte die Erfahrung gemacht, daß eine auf 10 Jahre verliehene

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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Dritter Band welcher das IX. bis XII. Heft enthält.. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1790–1791, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band3_Heft11_053.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)