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Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält

Mir schauerte vor dem so nahen Glüke,

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     und ich errang es nicht.

Vor deiner Gottheit taumelte mein Muth zurüke,
     ich Rasender! und ich errang es nicht!

Woher diß Zittern, diß unnennbare[WS 1] Entsezen,
     wenn mich dein liebevoller Arm umschlang? –

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Weil dich ein Eid, den auch schon Wallungen verlezen,

     in fremde Fesseln zwang?

Weil ein Gebrauch, den die Geseze heilig prägen,
     des Zufalls schwere Missethat geweiht?
Nein – unerschroken troz’ ich einem Bund entgegen,

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     den die erröthende Natur bereut.


O zittre nicht – du hast als Sünderin geschworen,
     ein Meineid ist der Reue fromme Pflicht.
Das Herz war mein, das du vor dem Altar verloren,
     Mit Menschenfreuden spielt der Himmel nicht.

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Zum Kampf auf die Vernichtung sey er vorgeladen,

     an den der feierliche Spruch dich band.
Die Vorsicht kann den überflüßgen Geist entrathen,
     für den sie keine Seligkeit erfand.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: unennbare
Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Thalia. Erster Band welcher das I. bis IV. Heft enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1785–1787, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Thalia_Band1_Heft2_062.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)