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als wollte es die kleine Brust zersprengen. Leis neigte er sich an ihr Ohr. „Dagmar, mein Kind, wer wird nicht wiederkommen?“

Ihre Lippen regten sich, aber ein Wort war nicht zu hören. „Wer, mein vielliebes Kind?“ wiederholte er. „Ich will ihn suchen helfen!“

Da flog ein selig Lächeln über das süße Antlitz: „Rolf!“ hauchte sie; und noch einmal wieder: „Rolf!“

„Weiter!“ rief er hastig. „Wie weiter? Der Name läuft auf allen Gassen!“

Aber sie vermochte nur leis den Kopf zu wiegen, als sei das alles, was sie wisse.

„Rolf? Wer ist Rolf?“ frug sich der Ritter. Zorn gegen den der seinem Kinde das gethan hatte, brauste betäubend in ihm auf; aber er durfte jetzig nicht schelten, was sie liebte: ihr Leben hing daran. Des Schreibers Gaspard Nachricht tauchte in ihm auf: ein Junker, ein ritterlicher Mann doch mußte es gewesen sein! Da schlug ein furchtbarer Gedanke ihm durchs Hirn. „Dagmar,“ sprach er bebend, „besinne Dich! Nicht wahr, er trug einen Rock, einen Gürtel mit Stickereien? War nirgend denn ein Wappenthier, ein zahmes oder ein Gewild, darauf gestickt?“

Er starrte lang vergebens auf ihr Antlitz; dann

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_196.jpg&oldid=- (Version vom 20.9.2016)