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„Vor Zeiten; ach, vor langen Zeiten!“ Dann aber trieb sie zu rascher Rückkehr in das Haus, denn ein Abendwind hob sich und rauschte durch die Wipfel der Bäume.

Dagmar ging mit unhörbaren Schritten, da sie dem Gelaß vorbeikamen, worin sie Heudan, die Dogge, eingesperrt hatte. „Morgen, mein Hund,“ sprach sie leise gegen die verriegelte Thür; „ich hol’ Dich früh!“ Aber der Hund schien zu schlafen; es blieb alles still.

Und bald lag sie in dem schmalen Bettchen in der Kemenate der Base: aus dem großen Himmelbette scholl bald das gleichmäßige Athmen einer ruhig Schlafenden; von dem jungfräulichen Lager hob sich in dem zweifelhaften Mondlicht noch ein blasses Köpfchen, das schwarze Haar in ein weißes Seidennetz gehüllt. „O Mutter der Gnaden,“ flüsterte das Kind, „ich habe sie beide belogen, Heudan erst, den Hund, und dann die gute Base! Ach, Heilige; aber wenn man erst so alt ist! Sie verständen das doch beide nicht!“ Dann legte sie die Hände über die junnge Brust, und sanft wie eine Wolke kam der Schlaf.

- Rolf Lembeck wanderte indessen mit langsamen Schritten heimwärts; er wußte wohl, aus Dorning erwartete ihn auch ein schönes Weib, und sie war

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Theodor Storm: Ein Fest auf Haderslevhuus. Berlin: Paetel, 1886, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Storm_Ein_Fest_auf_Haderslevhuus_166.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)