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In der Mitte der Prophet mit unterschlagenen Beinen auf einem roten Postamente, und sein Bild bricht sich in den achteckigen Glaswänden, daß es scheint, als sei er in hundert Verkörperungen zugegen. –

Scheußlicher, stinkender Rauch von verbranntem Bilsenkraut wirbelt aus einer Pfanne und legt sich schwer wie die Hände der Qual auf die Sinne. –

Ein schluchzendes, schlapfendes Geräusch dringt aus dem Boden herauf: sie pumpen die Luft aus dem Tempel. – –

Erstickende Gase fallen zur Decke herein, in der armdicke Schläuche münden: Stickstoff. –

Wie Schlangen des Todes legt sich die schnürende Angst um Hals und Kopf. –

Der Atem wird röchelnd, das Herz hämmert zum Zerspringen.

Die Gläubigen schlagen an die Brust.

Der Prophet sitzt wie aus Stein gehauen, und alle fühlen sich von seinen starren schwarzen Augen verfolgt, die ihnen aus den Ecken drohend entgegenspiegeln. –

– – – – – – – – – – – –

Halt, halt! – Um Gottes willen Luft, – Luft! – Ich ersticke. –

Alles dreht sich im Wirbel, der Körper verrenkt sich, die Finger krallen sich in die Kehle. –

Heulende Schmerzen wie der Tod das Fleisch von den Knochen saugt.

Weiber werfen sich zu Boden und winden sich im Krampfe des Erstickens. –

Die dort reißt sich mit blutigen Nägeln die Brust auf. –

In den Spiegeln die schwarzen Augen werden immer mehr und bedecken die Wände.


Begrabene Szenen aus dem Leben treten vor die Seele, und wirre Erinnerungen tanzen: Der Caldonazzo-See

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Gustav Meyrink: Orchideen. München o. J., Seite. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Orchideen_Meyrink.djvu/117&oldid=- (Version vom 31.7.2018)