Seite:De Neue Thalia Band3 267.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält.

die, nach Hallers Ausdruck, dem Donner Brüder schufen. Was wären wir ohne Colon und Luther? Nimmermehr würde der Geist freyer Untersuchung so schnell um sich gegriffen haben, wenn nicht ihre Wagstücke die Kräfte schlummernder Nationen aufgeweckt hätten. Trägheit ist dem Menschen so natürlich, und steht doch zugleich mit seiner Vernunft, und noch mehr mit seiner Einbildungskraft, so sehr im Widerspruche, daß es manchem Schwärmer noch lange ein Problem bleiben wird, ob des Menschen Glück in arkadischer Schäferruhe oder in genialischem Ungestüm bestehe. Wir wollen den Mittelweg gehen, wenn wir können, und werden uns gewiß wohl dabey befinden.

Der gute Carthäuser sprach noch vieles was mich sehr interessirte, und was ich in seinem Kloster nicht gesucht hätte. Seltsam war mir die Empfindung, hier gleichsam mit der einen Hand das Jahrhundert des strengen Bruno zu berühren und mit der andern manche süße Frucht unsrer aufgeklärtern Zeiten pflücken zu können.

Nun gieng ich in ein Nonnenkloster, und hatte bald darauf vor dem Gitter ein Gespräch mit zwey jungen Nonnen, die von einem alten Argus bewacht wurden. Beyde sanfte Blondinen, die

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Schiller (Hrsg.): Neue Thalia. Dritter Band, welcher das erste bis dritte Stück enthält. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1793, Seite 267. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Neue_Thalia_Band3_267.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)