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gefangen worden. Hernach im Jahr 44. liessen die Bäyrischen Tutlingen starck fortificiren / vnd besetzen: Aber An. 45. befahle der H. Obrist Widerholt / Commendant auf Hohendwiel / die Pallisaden abzuhawen / vnd die Thor allhie zuverbrennen.


Vadutz /

Ein Dorff / vnd ob solchem / auff einem stracks ob sich tragenden Schrofen / ein groß ansehenlich Schloß / auch dieses Nahmens / sampt zugehöriger Herrschafft / eigentlich Valdutz / oder Süßthal / genandt / bey den Estionibus, oder Estnern / (al. Eschnerbergern / ) vnd auf der Germanischen Seiten deß Rheins / gleich vnder der 3. Bündten LandMerch gelegen; deren Herrschafft ausser deß gedachten Vadutz / Dörffer seyn / Meylis, kleinen Meyls / Palazoles oder Bolzers / Treysa oder Trysen / vnd Scana Schan: wie Joh. Guler sagt. Joh. Georg Schlee schreibet / vnder anderm hievon / f. 69. seqq. also: Die Graffschafft Vadutz nächst am Rhein / vnder S. Lucis Staig gelegen / ist etwan den Grafen von Werdenberg gehörig gewesen; von denen solche auff die von Brandiß kommen. An. 1499. ward Vadutz / den Eydgenossen am Zinstag der Jungen Faßnacht / auffgeben / ein Herr von Brandis darauff gefangen / groß Gut im Schloß gefunden / vnd gebeutet / vnd das Hauß verbrennt: Das war ein häßlich Faßnacht Fewer. Es ist solch Schloß nach dem Krieg wider gebawen worden / vnd / nach Abgang dieser Herren von Brandiß / mit zugehörender Herrligkeit / An. 1507. erblich auf Graf Rudolphen von Sultz / wegen seiner Fraw Mutter Verenae / gebornen von Brandiß / kommen. Es seyn die von Sultz vhralte Grafen / welche von Vrsula Johannsen deß letzten Graffen von Habspurg Tochter / so Hartman Grafen von Sultz vermählet was / die Landgrafschafft Kleckgöw / ererbt. Es hat aber Graf Carl Ludwig von Sultz Anno 1613. diese Graffschafft Vadutz / sampt Schellenberg / mit den Schlössern / Häusern / Obrigkeiten / Wildbänen / Fischentzen / Zöllen / Steuren / Leuthen / Zinsen / Gütern / Zehenden / KirchenSätzen / vnnd aller Gerechtsame / Graf Casparn zu HohenEmbs / vmb 200. 1000. fl. auff ein ewigs verkaufft. Diese Gräfschafft erstreckt sich fern ins HochGebürg / darinnen es viel nutzlicher Alpen / gibt schöne Wildfuhr von Hirschen / vnd anderm Wildprät / so alles gebannt / vnnd den Innwohnern nicht befreyt: Gibt auch Murmelmelthier / Mormentle / ist fruchtbar an Wein / begreifft 3. Pfarren / als / Schan / Trisen / vnd Baltzers. Ob Schan ligt ein alt Burgstal / Schalohn / oder zur Waldenburg / genant; nächst darbey ist ein Berg von gutem Gips: weit im Hochgebürg aber ein Viele von Eisen Ertz. Das Schloß Vadutz / geweste Wohnung der Freyherren von Brandis / vnd hernach der Grafen von Sultz / ligt auf einem Felsen / gleich ob dem Dorff Vadutz / vnd der Landstraß / an einem feinen Paß gegen Meyland / vnd dem Welschland / allda sondere ZollsFreyheit / Tafern / vnd Ambthäuser. Vnd ist solch Schloß mit Geschütz ziemlich versehen / darneben mit starcken Mauren vnd Thürnen wol erbawen. In besagtem Dorff Vadutz / ist ein Capell / darinn ein vralte Begräbnuß der Grafen von Werdenberg / vnd Brandiß / noch in Wesen. Biß hieher dieser. Sihe auch von ermeltem / vnd ein grosse Meil von FeldtKirch gelegenen Schloß Vadutz / Stumpfium, in seiner Schweitzer Chronic / lib. 10. c. 30.


Vaihingen.

Es ligt diese / deß Hertzogs von Würtenberg Statt an dem Fluß Entz / vnnd der Landstrassen / dardurch viel Reysens / sonderlich Franckfurter Meßzeiten / ist / ein starcke Meil Wegs von dem Kloster Maulbrunn / vnnd zwo starcke Meilen von Stutgart / zwischen Pfortzheim / vnd Bietigheim. Hat lauters / vnd gutes Wasser / allerhandt Früchten / Weingärten / Aecker / Wiesen / etc. Es ist in der Statt ein grosser vnnd hoher Berg / darauff das schöne Schloß stehet. An der Seiten / da es sich von der Statt wendet / ligt es auff einem grossen vnd dicken Felsen; gegen der Statt aber hat es einen weiten Vorhoff / oder Platz. Mitten im Schloß ist ein sehr hoher Thurn / so weit vber das

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Sueviae. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1643/1656 (Faksimilenachdruck 1925), Seite 189. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Sueviae_248.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)