die 50. Jahr die Freyherren von Winneberg allda Burggrafen gewesen. Es hat das gantze Göw / zwischen Wormbs / vnd Creutzenach / sambt dem Ampt / von dieser Statt den Nahmen / so ein flach / vnd eben Land / vber die massen fruchtbar an Wein / vnd Kornfrüchten / vnd rechnet man dieses Alzeymer Göw für das beste / nach dem Elsaß / in Teutschland. Vnd mag solches wol ein reiche Kornscheuer der Pfaltz genandt werden; darinn alles voll schöner Orth; vnd gehören 4. Clöster in solchem Göw auch nach Heydelberg / besagter Hohen Schul. Gerardus de Roo schreibet am 63. blat / deß 2. Buchs seiner Historien / daß die Statt Altzheim / Anno 1298. vom Käyser Alberto gewonnen / vnd verbrant worden seye. Vmbs Jahr 1370. vnder dem Keyser Carolo IV. ist in grossem Ansehen allhie gewesen ein gelehrter Mann / Conradus de Altzeya genant / von deme Trithemius im Buch de Scriptoribus Ecclesiasticis, zu lesen; welcher auch sagt / daß dieser Orth 3. Meilen von Wormbs gelegen / mit der Geistlichen inspection, vnder das Ertzstifft Meyntz gehörig seye. In dem Bäyrisch-Pfältzischen Krieg Anno 1504. ist diese Statt vom Landgrafen in Hessen hart angefochten / vnnd sehr viel Dörffer darumb her verbrant worden. Anno 1556. ist Pfaltzgraf Churfürst Friderich der Ander allhie gestorben. Anno 1620. nahm Marggraf Spinola / im Nahmen deß Käysers / diese Statt ein. Ward folgents von den Schwedischen; dann von den Spanischen wider erobert. Anno 1639. namen sie / sambt Creutzenach / Castellaun / Bern-Castel / Oppenheim / vnd Bacherach / die Weimarische / vnd Frantzosen ein. Es ward aber Alzey / die Statt / kurtz nach Eingang deß Hornungs Anno 1640. vnnd darauff auch das Schloß / von den Spanischen abermals mit accord erobert / vnnd wurden in die 100. Soldaten / so mit ihren 20. Befelchshabern / Sack vnd Pack / nach Bobenheimb / vber Rhein daselbsten zu setzen / begleytet. Was für 2. Zeichen im Jahr 1642. da vorgangen / vnd wie es Blut geregnet / auch der Abgestorbenen spectra vom Gottsacker biß an die Statthor kommen / vnd Wehe / Wehe / geruffen / das ist in tomo 4. Theatri Europaei fol. 697. vnd 972. zu lesen; Daselbsten auch am 697. Blat stehet / daß / obwoln in der Vndern Pfaltz / man in Religionssachen keines sondern Zwangs sich gebrauchet / so seye doch im Ampt Altzen Anno 1642. von Spanischer Regierung anbefohlen worden / daß die Vnderthanen sich alle Feyertäge zur Predigt / bey einer gewissen Straff / einstellen sollen. Nicht weit von Altzheim ligt der hohe Berg / Dorßberg / Tonnersperg / oder Taunus, genandt / dessen Tacitus libro 1. et 12. Annalium gedencket / als daselbst die Römer ihr Lager / wider die Hessen / gehabt / welchen die Teutschen jenseits Rheins geholffen / vnnd also es nichts newes / daß Teutsche wider Teutsche gekrieget haben.
Besser den Rhein hinunder / gegen
dem Hunsruck herüber / nach dem Rhein
zu / ligt das Pfältzische Ampt Bacharach /
von zweyen kostbarlichen / vnd stattlichen Dingen /
sehr ansehenlich. Erstlich vom Weinwachs / so
allenthalben den Ruff hat / vnnd hin vnd her
weit geführet wird: Vnd dann vom Rheinzoll
zu Bacharach / vnd Caub / so der ChurPfältzischen
Cammer ein grosses vor diesem eingetragen hat. Es
ziehet sich das Gebürg zu beyden seiten deß Rheins,
bey Bingen hinab / nach: vnd vnder Bacharach /
so von den Alten der Lurleberg ist genant worden /
in welchem Gebürg auch ein sonderbar lustig Echo,
oder Widerschall / sich befindet; Item an einem
Orth ein Zwirbel im Rhein / von welchen beden
vielleicht diser Widerschall herrühret / als wann
daselbst der Rhein heimbliche Gäng vnder der
Erden hätte. In diesem Strich nun ist ein Stein
mitten im Rhein / davon etliche die Statt Bacharach
hernennen / welchen man bißweilen sihet / wann der
Rhein klein ist / vnnd deswegen ein Anzeygen
folgenden Jahrs guten Weingewächs gibet; weilen
es wenig geregnet / heiß / vnd trucken ist. Man
vermeynt / daß diesen Stein vor Zeiten die Teutsche
jenseit Rheins / als ein aram, oder Altar / hieher
gesetzt, wie es dann ein grosser / gevierter / oder
Quadratstein / fast wie ein Altar / ist. Dann derselbe ist
in dieser Gegend / wegen deß Erdreichs / vnnd
Gebürgs / so einen Schifersteininen Boden hat / auff
welchem die hitzige Sonn vielmehr treibt / vnnd
durch den Widerschein durchtringt / insonderheit
gepflantzt worden; wie er dann allhie sehr köstlich
vnd gut wächßt / vnd noch besser mit Fewer in den
Camern / durch ein newe Kunst / etwas bezwungen
wird: Vnd deswegen Käyser Wenceslaus die von
Nürnberg / vmb 4. Fuder dieses Weins / von ihren
Pflichten / damit sie ihme zugethan waren / ledig
gesprochen hat. Gemeldter Stein / den sie
Elterstein / die Lateiner aber Bacchi aram nennen / ist nun
also von den Heydnischen Teutschen ihrem Abgott
Baccho zu Ehren allda gelegt worden / welche auch /
wann der Rhein / wie gesagt / klein gewesen / auff
solchen gestiegen seyn / vnnd da dem Baccho geopffert
haben: wie von diesem Freherus part. 2. Origin.
Palatin. c. 18. zu lesen. Wiewol es auch seyn kan /
daß die Römer / als sie hieher kommen / vnnd den
guten Wein gecostet / dem Baccho zu Ehren /
diesen Altar gesetzt haben. Munsterus in seiner
Weltbeschreibung sagt / daß Bacharach die ältiste Statt /
die er in der Pfaltz finde / oder die zum ersten an
die Pfaltz bey dem Rhein kommen seye: Wie dann
auch gemelter Freherus part. 1. c. 3. Origin. sagt /
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite XXI. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_274.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)