Es fleust durch die Graffschafft
Ziegenhain das Wasser Schwalm / vnnd in
dasselb die Grenff / ein starcker Bach; an
welchem die Statt Neukirch ligt / in deren
die Graffen von Ziehenhain / vorweilen /
vnter anderm / ein Gräfflich Schloß / vnd
Sitz / gehabt / welches doch nunmehr in
Grund abgebrochen ist. Es ist dieses
Stättlein vor dem nächsten Krieg / ziemblich
erbaut gewesen, aber / in demselben / gleich
andern Stättlein im gantzen Lande /
verwüstet / vnnd zum theil verbrannt worden.
Hat ein Ampt / so / ohne die Adelichen /
etwa in 8. oder 10. Dörffern / bestehet;
sonsten aber mit Fruchtwachs / Gehöltz /
Wildbahn / vnd frischen Wassern /
ziemblich versehen ist. Es hat dabey noch zwey
absonderliche Gerichte / als / Ottra / vnnd
Rölßhausen.
Schloß vnd Statt / so das Haupt in der
Graffschafft dieses Namens / davon
oben im Eingang dieses Tractats gesagt
worden. Es haben vor Zeiten die Graffen
allhie Hoff gehalten. Jetzt ist dieser Orth
Fürstlich Hessisch-Darmstattisch. Die
Nidda fleust vorüber.
Dem Hospital zu Nidda hat A. 1268. Ludwig Graf zu Ziegenhain / verkaufft Brungesrode / davon die Wort im Kauffbrieff also lauten: Nos Ludovicus Comes de Zigenhain, praedium nostrum infra limites oppidi nostri in Nidde situm, quod Brungesrode nuncupatur, cum omnibus attinentiis sive appendicibus suis, cultis vel incultis, aedificatis vel aedificandis, piscationibus, aucupationibus, nemoribus, practis, pascuis, aquis, rivis ductis vel ducendis; pro XL. Marcis legalium denariorum vendidimus et tradidimus titulo proprietatis in perpetuum dilectis fratribus in Christo, sacrae domus hospitalis in Nidde.
Auff einer Glocken stehet:
- Laudo Deum verum, Satanam fugo, convoco Clerum.
Zu Nidda ist gewesen der erste Superintendens Johannes Pistorius, Patronus pauperum et ornamentum Patriae totiusque Germaniae, wie sein Grabstein ihm das Lob gibt Dessen Landgraf Philips / der älter / sich in vielen angestelten Colloquijs gebraucht hat. Anno 1647. versicherten sich die Niderhessischen dieses Orts.
Zwischen der Graffschafft Hanaw / vnd
Nidda / ligt in der Wetteraw / die
Herrschafft / Stättlein / vnd Schloß
Ortenburg / so ein Gemein / oder Ganerben
Orth / daran auch Isenburg theil hat; vnd
dann auch der Glauberg / auff welchem
vor Zeiten ein grosse feste Statt gelegen /
so vom Land-Volck zerstöret worden. Auß
den Steinen derselben sind der Fleck
Glauberg / das Closter Conradsdorff / vnnd
andere vmbligende Oerter erbauet worden.
Im Jahr 1366. haben Adolff Johann vnd
Gerlach / Grafen zu Nassaw / Conrad
Herr zu Trimperg / vnnd Conrad sein
Sohn / Conrad / Herr zu Weinsberg / vnd
Eberhard / Herr zu Epstein / ein
Burg-Frieden allhier auffgericht. Im Jahr
1389. verpfändet Herr zu Epstein / vnnd
Gottfried / sein Sohn / Herrn Johann
von Isenburg einen vierdten Theil an dem
Schloß Ortenberg / an Burg vnd Statt.
Ein Hauß / vnd Herrschafft / ein halbe
Meyl / vnderhalb Göttingen / an der
Leina / zwar das Hause / oder Schloß /
ziemlich weit von solchem Fluß / an einem
Eck deß Waldes / auff einem sehr hohen
Berge / gelegen: Ist ein Reichs Baronatus,
oder freye Herrschafft / vnd dz Schloß
von vnderschiedlichen sehr alten Gebäuen /
doch grossen raums / vnnd mit allerley zu
einem solchen Berghauß nöhtigen
Gelegenheiten wol versehen; hat auch einen
sehr tieffen durch den Felsen gehauenen
Brunnen / hohe Mauren vmbher / vnnd
Ostenwerts / gegen dem Wald / oder der
ebene deß Bergs / einen tieffen in den
Felsen gebrochenen Graben; Westenwerts
aber / einen vberauß herrlichen fernen
Prospect / oder Außsehen / ins Land zu Hessen /
vnd Braunschweig / zwischen der Weser /
vnnd Leina; da man eine grosse menge
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 111. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)