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die Bürger allhie sich auch zu seiner Lehr bekand; denen dz Thum-Capitel zu Würtzburg so das Jus Patronatus vber die Kirchen allhie / es nicht verwehret: Abbt Philipp Schenck von Schweinsberg aber hat A. 1548. das Interim allhie eingeführt / vnd hat die Statt hernach A. 1553. Marggraff Albrechten von Brandenburg / der damahlen in dem Stifft Fulda vbel gehauset / zehen tausend Gülden / ihrer Güter halben / geben müssen: Ist aber bey dem Religions Exercitio, nach der Augspurgischen Confession, biß auff das Jahr 1603. geblieben / in welchem Abbt Balthasar von Dermbach / so Anno 1606. gestorben / dasselbe allhie eingestellet hat.


Hanaw.


Die Graffschafft Hanaw soll den Namen haben von den Hunis, welche Völcker disseit Rheins berühmbt gewesen / dessen auch gedencket Brouver. lib. 1. cap. 2. p. 5. Dieser Theil der Wetteraw / darinn Hanaw gelegen / ist sehr reich an Wein / Früchten vnd Wildprät: Hat schöne Flecken vnnd Dörffer. Hanaw ist die Hauptstatt in diser Graffschafft / 6. gute Teutsche Meylen vom Rhein / 2. von Franckfurt / vnd an dem Fluß Küntz / nahend dem Mayn gelegen.

Diese Statt ligt nicht allein wol / vnd an einem lustigen Ort / sondern auch schön erbawet / mit Wällen / vnd Gräben / etc. wol befestiget / vnd in die Alte / vnnd Newe Statt / abgetheilet. Hat neben der Pfarr- auch ein Niderländ- vnd Frantzösische Kirch / vnd ein stattliches Schloß. Der Schwedis. Obrist Hubald hat solche den 1. Novembris / An. 1631. mit List eingenommen / vnnd die Altstätter von den Newstättern / durch Schliessung der Pforten / abgesondert / vnd ist hinder dem Schloß / vber den Graben / auff den Wall kommen. Ward folgends von den Käyserischen fast ein Jar lang belägert: der Zeit in der Statt innerhalb zweyer Monat / fünff tausend Seelen / so zur arbeit / vnnd Gewehr / tauglich / an der Pest gestorben. Das Roßfleisch wurd auff offene Marckt / das Pfundt vor zwantzig Pfenning feyl gehalten / Katzen / vnd Hunde auffgezehret; aber an Brot / vnnd Wein / hatte man noch ein ziemliche Notturfft. Endlich ward dieses Jahrs / den 13. Brachmon. diese Statt / von LandGraff Wilhelmen zu Hessen / vnnd dem Schwedischen Obristen Lesle entsetzt / auch die letzte Schantz / den 14. diß / auff gnad / vnd vngnad / erobert; wie Kemnitz, im zweyten Theil vom Schwedischen Krieg berichtet: vnd ferrners vom Schweschen Obristen Ramsay beobachtet / biß sie im Hornung 1638. durch ein Kriegslist recuperirt / vnd ihrem rechten Herrn Graff Philips Moritzen zu Hanaw wider vberlieffert worden / welcher / nach dem er in besagtem 38. Jahr wider zu seinen Landen kommen / ein Deduction-Schrifft wider den gedachten General Majorn Ramsay außgehen lassen; wie im 3. Theil deß Theatri Europaei fol. 848. seqq. stehet. Er Ramsay aber wurde bey dieser Einnehmung der Statt hart geschossen / vnd nacher Dillenburg gefänglich geführt / allwo er in Anno 1639. wegen empfangenen Schusses vnnd anderer darzu kommenden Leibs inconvenientien / auch / wie etliche sagen / wegen zu sehr vieler Mässigung in Essen vnd Trincken / gestorben. Nach obhochwolgemelten Herrn Graffens zu Hanaw Todt / hat die hinderlassene Fraw Wittib / ein geborne Fürstin von Anhalt / wegen ihres einigen Jungen Herrn Sohnes / Philip Ludwigs / die Statt Hanaw inngehabt / vnd diese Vestung / mit ihrem eygenen Volck / der Käyserlich. Mayest. vnd dem Reich zum besten / verwahret / auch die Graff- vnd Herschafften / in An. 1641. regieret. Es ist aber gemelter junger Herr bald gestorben; vnd kam sein Herr Vetter / Herr Graff Johann-Ernst / der letzte auß den Herrn Graffen von Hanaw-Müntzenberg / vnd Schwartzenfelß / zur Regierung / welcher aber auch im Jahr 1642. den zwölfften Jenner / an den Kinds-Blattern gestorben / nach dem er nur sieben Wochen diese Graffschafft inngehabt / vnd das Beylager mit einer ihme allbereit vertraweten Fürstin von Anhat / innerhalb 4. Wochen / hette halten sollen. Vnd kame also diese Graffschafft an die ander Lini / nemlich die Herrn Graffen von Hanaw Liechtenburg / bey Straßburg: Wie dann der älteste Herr derselben / nemblich Herr Friederich Casimir / seines Alters im 19. Jahr / die Possession der Graffschafft / im Hornung / in Beywohnung deß Herren von Fleckenstein / alsbalden angenommen: der Anno 1647. sich an eine Fürstin von Anhalt verheuratet hat; vnnd Anno 53. auff

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_123.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)