Seite:De Merian Hassiae 048.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

LandGraffen zu Hessen / von LandGraff Philippo Magnanimo an / mit ihren Gemahlinen / zu beyden seyten / künstlich in Stein gehauenen Bildern nach dem Leben. So siehet man auch allenthalben im Saal / in den Fensterbogen aller solcher in voriger Zeit gelebter Römischer Keyser / Könige / Chur: vnd Reichs Fürsten / auch anderer außländischer Potentaten Ebenbildnussen. Der ander Saal ist auch mit einer sehr künstlichen von köstlichem Holtzwerck gemachter Decken gezieret / auch von grosser Höhe / Breyte / vnd Länge / vnnd in der Höhe an der Wand vmbher deß Fürstlich. Hauses Hessen Stamm- vnd Geschlecht-Register abgemahlet / vnd darunter eines jeden Leben / vnd Regiment / artig beschrieben. Der KuchenSaal / so vber der Kuchen / vnnd andern darzu gehörigen Losamentern gebawet ist / vnnd daher den Namen hat / ist auch sehr hoch / liecht / vnnd weit / vnnd hat dieser 3. Sälen keiner keine Säule / wie fast die wenigste Gemächer im gantzen Schloß / deren doch sehr viel / vnnd diesselbe mehrentheils sehr weit / liecht / hoch / vnd mit stattlichen Gemälden / vnnd Taffelwerck / oder Tappeten / versehen seyn; vnnd ist / vnter andern / eines in der dritten Wanderung am West-Eck von gantzem Alabaster / oben / vnden / vnd rings vmbher an allen Orthen bekleidet / darinnen auch ein grosser / runder / gantz Alabasterner Tisch ist. Vnnd wurde viel zu lang werden / daß Schloß / nach allen seinen vornehmen eygenschafften zu beschreiben; dessen gröster Zierhat aber in der schönen Ordnung der Gemächer / vnd deren vnten in der vntersten gewölbten Wanderung / in allen zur Hoffhaltung gehörigen bequemlichkeiten / beruhet; darzwischen es auch noch 2. schöne Gesinde Säl hat. Das ander sein die Kuchen / Backhauß / Apotheck / vnd allerhand Silber: Gewant / vorraths / vnd zur Kellerey gehörige Gewölbe / vnnd behaltnussen / darunter rings vmbs Schloß herumb schöne weite Keller. Oben am Ost: vnd Sudeck / hat es sehr schöne / lustige Altanen / vnnd Observatoria, wie auch etzliche Altanen vnnd Schwingbögen inwendig vber einander / recht im Gesichte / wann man zum Thor hinein kommet. Diß Schloß ligt in einer absonderlichen Fortification, mit einem hohen Wall / biß vnter die 3. Wanderung / an 3. seyten vmbgeben / da an jeder seyten ein groß steinern Rundell ist / auff welchem jederm man ein schön Lustgärtlein findet / auff der vierten seyten aber / Sudwestenwerts / ligt eine hohe erdene Pastey / gegen der Rennbahn / so der dritten Wanderung gleich laufft. Vnderhalb derselben / am Sudeck / ligt in / oder an der Fulda / ein groß steinern Gebäw / darinnen das Schlacht: Back: Brau: vnnd Binderhauß / auch noch viel andere vorraths Gewölbe seynd. Bey diesem gehet auß dem Castell eine höltzerne gedeckte / doch gantz auff keinem Joch / oder Pfeiler / stehende lange Brucken / die Narrenbrucke / genannt / vnnd davor ein steinern Revelin, mit gehöriger Brustwehr / darauß man vollents in einem sehr grossen herrlichen Lustgarten kompt / welcher voller schöner Gewächs / Baumfrüchten / Hütten / Gängen / vnnd sehr artigen Springbrunnen / vnnd Wasserkünsten ist / darinn auch ein absonderliches Hauß / so man Jährlich zu gewisser Zeit / ablegen / vnnd wieder auffbawen kan / darinnen die menge stattlicher traghaffter Feigen / Pomerantzen / Citronen / vnd Granat / auch Lorbeerbäume / gefunden werden. Vnnd ligen vmb den Garten her sehr stattliche Fisch-Teiche / vnnd auff der einen seiten ein sehr stattliches hohes Lusthauß / mit vier / auß dem grund / zum Dach hinauß lauffenden runden Erckern. Rings vmbs hauß her gehen schöne steinerne Altanen / vnnd Gallerien. Inwendig ist ein Saal so groß / als das gantze Hauß ist / mit den Erckern / vber vnnd vber zierlich gemahlet; auch ein schöner Spring: oder Spritzbrunne / so das Wasser biß an die Bünnen hinauff wirfft. Vber demselben hat es vnderschiedene Gemächer / darinnen man Frühlings vnnd Sommerszeit / zur Ergetzung / wohnen kan. Vnderm Saal ist eine schöne Badstuben mit Zinn bekleidet / darinnen auch sonderbare sehr artige Spritzwercke zu finden. Auff der andern seyten deß Gartens ligt ein stattliches Vorwerck / vnd Meyerey / vnd hinter derselben ein grosses / weites / gantz ebenes / fruchtbares Feld / beynahe einer halben Meylen umbfangen / vnnd zu dieser Meyerey gehörig / alles mit einander wie auch der Lustgarte / ist rings herumb / gleich einer Insel / mit der Fulda

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_048.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)