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Cherusci, Quadi, vnd viel andere vnsers Teutschlandts Völcker / zu deß Taciti Zeiten an Waffen mächtig gewesen / deren Anzeigungen aber heutigs Tags kaum gefunden werden: Allein die Schwaben haben vnter allen den sehr alten / vnnd also den ersten ihres Vrsprungs Namen behalten. Es meldet zwar Beatus Rhenanus, daß die Hessen ein frembd Volck gewesen / so der Cattorum Landt zum theil eingenommen / welche Catti entweder durch Krieg weren abgangen / oder mit den Alemannern auff den Schwartzwald sich begeben hätten. Die ältiste (schreibt der Verfasser deß obbesagten Berichts weiter) so der Hessen gedencken / seynd Papst Gregorius der Ander / vngefährlich vmb das Jahr Christi 714. in einer Epistel an S. Bonifacium, allda diese Vberschrifft: Gregorius Papa universis Optimatibus, et populo Provinciarum Germaniae, Thuringis, et Hessis, Bortharis, Nistresis, Wedrevis, et Lognais, Sudnosis, et Grabfeldis, vel omnibus in orientali plaga constitutis. Aimoinus nennet die Hessen Assos, Hassiones; Witikindus Hassiganos, Adamus Bremensis Hassones; Ein vnbekandter Poet / vnter Käyser Arnolpho, Hessos, Hassos; Vnnd in dem Saalbuch deß Stiffts Fulda / oder libro traditionum, so D. Ioan. Pistorius herfür geben / wird das Land Hasageuue genandt. Vnd dieses sagt der angezogene Bericht; bey welchem zwar eines vnd das ander zu erinnern were / wann wir vns in eine Disputation einzulassen begehrten. So wollen wir auch nicht weitläuffig dessen gedencken / was VVolfgangus Lazius lib. de migrationibus gentium, auß einem Sendbrieff Dieterichs von Bern / der Gothen König / an die Hessen / auß Italia geschrieben hat: Oder auch was Michael Beutherus schreibet / daß nemblich die Hessen den Alten nicht gantz vnbekandt gewesen / daher erscheine / weil Aethicus, in seiner Welt-Beschreibung / vnter deß Oceani occidentalis Völckern / die Hettios vnd Hunos zehle; Vnnd dieweil von diesen der Hunsruck herkomme; so köndte man nicht gar vnfüglich sagen / daß die Hettii auff die andere deß Rheins Seyten sich begeben / nach dem sie villeicht vorhin mit den Hunen vermischt gewesen; da dann leichtlich TT. in SS. habe möge verändert werden. Vnd heisse man noch heutiges Tags die Hessen Hunns-Hessen. So seye auch bekandt / daß Batto, ein Chattus, von welchem Batoburg / vnnd der Batauer Insul / den Namen habe / einen Sohn / Namens Heß / gehabt / dessen Nachkömbling wider in das Teutschland gezogen seyen. Wir wollen ingleichem nicht disputiren / ob das Land Cattalaunia in Hispania / von den Cattis, die entweder die Francken / oder die Sachsen sollen vertrieben haben / vnnd den Alanis, mit welchen sie nach Spanien gezogen seyn sollen / den Namen / wie theils wollen / habe: Noch auch dieses anfechten / ob Hessen so viel als Höh-Sassen heisse / weil dieses Land voller Höhe seye / wie einer berichtet: Sondern allein den Philippum Cluverium anhören / welcher in seinem herrlichen Werck von Alt Teutschlandt schreibet / daß die Chatti, oder Catti, oder Chassi, das ist / die Hessen / ein so grosses Land innen gehabt / als ein Teutsches Volck hat haben mögen. Dann sie gewohnet in dem Theil Teutschlands / wo jetzt Thüringen / Hessen / das Hertzogthumb Grubbenhagen / der halbe Theil deß Bisthumbs Padelborn an der Weser / das Gebiet Fulda / vnnd ein guter Theil vom Franckenland / vnnd dem Coburgischen / ligen: Tacitus gebe ihnen ein herrliches Lob / wie dann auch die Römer disseit deß Rheins keinen hefftigern Feind / als eben diese Chattos oder Chassos gehabt haben. Vnnd vermeynet er Cluverius das / was Iulius Caesar von den Schwaben schreibet / eben von diesen Hessen zuverstehen / vnd dahero Strabo, Dio, vnnd andere / durch sein deß Caesaris Ansehen in gleichen Irrthumb geführet worden seyen / wie er solches mit acht Gründen beweissen wil. Man habe sie / die Cattos, anfänglich Hatten / das ist Vätter / vnnd ansehenlich verständige Männer geheissen: Weiln aber die Alten Teutschen das H gar scharff / vnnd gleichsamb doppelt außsprachen / so hätten die Lateiner ein Ch, vnd Chatten / vnnd entlich Catten darauß gemacht. Sie wurden auch von den Teutschen THassen / vnd von andern Chassi genannt / darauß entlich das Wort Hassi worden / wie man dann solche Veränderung auch im Wort Wasser findet / so die Nider-Teutschen Watter nennen. Besehet ihn / den Cluverium lib. 2. Antiquae Germaniae

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Matthäus Merian: Topographia Hassiae. Frankfurt am Mayn: Matthäus Merians Erben, 1655, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Hassiae_009.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)