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Und also ist es in Francken umb das Ende deß 1643. Jahrs / als Eingangs wolernannter Doctor, und Practicus per Franconiam celeberrimus, Herr Georgius Christophorus Walther / etc. die bißher gesetzte Beschreibung verfertiget hat. Seithero seyn auß den oben-benahmsten Personen / wie man berichtet / etliche mit tod abgangen. Wie dann nichts in dieser Welt beständig ist / so wol bey den Menschen / als an andern Sachen; Munsterus schreibet / unter anderm / von diesem Land / also: Gar nahe mitten im Teutschland ligt das Franckenland / und wird umbfangen mit dicken Wälden / und rauhen Bergen. Der Mäyn / und die Tauber / fliessen dardurch / und tragen zu beyden Orten fast guten Wein. Das Erdreich ist auch gantz fruchtbar / dann es bringt Gersten / Weitzen / und allerley Früchten mehr dann genug. Man findet im Teutschland nicht mehr / und auch grösser Zwibeln / und auch grösser Rüben / dann in Francken. Bey Bamberg wächst ein Honigsüsse Wurtzel / die man gemeinlich Süßholtz heist / und das in solcher grossen Menge / daß man sie mit Wägen hinweg führt. Das Franckenland ist auch an manchem Orth wol erbauet mit hübschen Obs-Gärten / und lustigen Wiesen. Es ist erfüllt mit Leuten / und allerley nützlichen Thieren. Die Wasser seynd Fischreich / und ist auch viel Gewilds in den Wälden. Es mögen die Francken wol Arbeit leyden. Es muß auch jederman arbeiten in den Weingärten / Frau und Mann / da läst man niemand müssig gehen. Aber daß auch dieses / bey dem langwierigen Krieg / Enderung zum theil erfahren / darvon können die berichten / so neulich durchs Land gereyset seyn / welche / unter anderm / sagen / daß sie theils Orten weder Menschen / noch Viehe / angetroffen haben.

Von dem Ursprung der Francken seynd unterschiedliche Meynungen. Die jenigen / so dem Wasthaldo, und Hunibaldo, folgen / die führen sie von den Trojanern her / und schreiben / daß derselben überbliebene / bey der Thonaw Einfällen in das Meer / gewohnt haben / Sicambri genannt / und von den Gothen daselbst angefochten / und geplagt worden seyen; Dahero sie ein anders Land gesucht / und im Jahr 433. vor Christi Geburt sammt ihrem König Marcomiro, herauß an den Rhein / in Westphalen / Frieß- und Gelderland / kommen; welche Gegend nach ihnen Sicambria genannt; sie aber / die Sicambri, mit der Zeit / und ungefehrlich 24. Jahr vor Christi Geburt / von ihrem Fürsten Franco, wegen seiner grossen Thaten / die Francken geheissen / worden. In welcher Zeit sie sich mächtig außgebreitet / über Rhein gezogen / ein grosses Stück dem Land Gallien abgezwackt / biß sie sich folgends desselbigen gantz bemächtiget / solches / nach ihnen / Franckreich genannt / und auch Teutschland unter ihren Gewalt gebracht haben. Mit der Zeit / sagen sie / trug sichs zu / daß die Thüringer viel Gezänck / und Krieg / (so erstlich wegen ungleicher Theilung eines den Römern abgenommenen Guts entstanden seyn solle) mit den Schwaben hatten / deßwegen sie die Francken von dem Rhein herauff berufften / und sie umb Hülff baten / auch ihnen ein Theil von ihrem Lande anboten / damit sie sich zwischen sie / und die Schwaben / setzen möchten. Dieser Vorschlag gefiel der Francken König Clodomiro wol / und schickte er daher seinen Bruder Genebaldum, im Jahr Christi 316. mit vielem Volck / in das Maingöw / da jetzt Würtzburg ligt / und wichen ihnen / den Francken / daselbst die Thüringer / über den Wald: und setzten sich also die Francken zwischen die Thüringer / und Schwaben / gleich wie eine starcke Mauer / und war ihr Erster Hertzog besagter Genebaldus, deme Andere / biß auff den letzten Hetanum, gefolget haben; welcher Anno 840. ohne Männliche Leibs-Erben / verstorben; wie hievon / neben andern / insonderheit Trithemius de Origine Francorum, umbständlich zu lesen. Andere aber seyn der Meynung / daß die Francken nicht einerley Volck gewesen / oder von einem Haupt herkommen seyen; sondern daß die Ubii, Mattiaci, Iuhones, Sicambri, Tencteri, Usipetes, Marsi, Marsaci, Tubantes, Bructeri, Chamavi, Angrivarii, Dulgibini, Chassuarii, Ansibarii, Frisii, Chauci, Cherusci, Gambrivii, und andere Völcker / zwischen dem Rhein / und der Elb / gelegen / zusammen kommen / sich miteinander vereinigt / ein Corpus, und ewigen Bund gemacht haben. Dann / dieweil sie betrachtet / daß sie / durch Uneinigkeit / unter das Römische Joch gerathen / und hergegen gesehen / wie die Alemanner sich ihren Herrn / den Römern / widersetzt; So haben sie / ohne zweiffel ihnen solch Exempel vor Augen gestellt / und vorgenommen / wider die Römer / für ihre Freyheit /

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Franconiae. Frankfurt am Mayn: Frankfurter Kunstverein, 1648, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Merian_Frankoniae_013.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)