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zu Füßen der Sitze in hellen Körben eine Fülle von Rosen. Wir fuhren dicht am umbuschten Ufer entlang und hinaus, wo der See immer dunkler und einsamer wurde. Wie ein Heer von Glühwürmchen erschienen von hier aus die Lichter der Schiffe, während der Mond groß und majestätisch zu uns hernieder sah.

„Frierst du, Alix?“ – Er zog die Ruder ein und hüllte mich knieend fester in die Decken. Seine Hand, die meinen bloßen Arm berührte, war heiß und zitterte, und durch mein Herz zuckte ein schneidender Schmerz, der dabei doch so seltsam wohl tat … Wir sahen einander an, – tief und fest.

Da tauchte ein anderes dunkles Boot neben uns auf.

„Durchlaucht verzeihen – die Herrschaften brechen auf –, darf ich meine Hilfe anbieten?“ Graf Waldburg wars, ein Regimentskamerad des Prinzen, der rasch entschlossen in unser Boot sprang, mitten in die bunten Schiffe hineinruderte, wo wir – zu dritt! – von allen Seiten gesehen wurden und mit unseren Rosen in die Blumenschlacht eingriffen; zusammen erschienen wir im Burggarten in der Gesellschaft und erzählten so harmlos als möglich von unsrer lustigen gemeinsamen Fahrt.

„Ich danke Ihnen, Waldburg,“ flüsterte Hellmut. Noch ein Zusammenschlagen der Sporen, ein höflich-kühles Kopfneigen als Antwort von mir, und ich schritt hinter den Eltern dem Wagen zu, der uns heim brachte.

Wie lauter Träume folgten einander die Sommertage. Krachende, kurze Gewitter schienen die sonst so schwere Luft Mecklenburgs immer wieder zu zerstreuen; die Jugend wagte es plötzlich, jung zu sein, und die Alten lächelten nachsichtig darüber.

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/280&oldid=- (Version vom 31.7.2018)