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„Solange du im Elternhause bist, hast du dich mir zu fügen, und zwar lediglich in deinem Interesse. Was meinst du wohl, was man von dir sagen würde, wenn man solche Dinge auf deinem Schreibtisch sähe?!“ Damit ging sie hinaus, und ich nahm tief verletzt meine Bilder, um sie im Schlafzimmer aufzustellen, – hier sollte sie mir niemand verekeln dürfen.

Früh am Morgen weckte mich Papa:

„Du, Alixchen – wie wärs mit einem Ritt? Die kleine Braune wartet!“ Mit einem Sprung war ich aus dem Bett und in wenigen Minuten in den Kleidern. Vergessen hatte ich den Ärger, noch mehr die Vorschrift des Arztes. Ein herrlicher Herbsttag war es, mit jenem geheimnisvoll blauen Dunst zwischen den Bäumen und jenem leisen Rieseln und Tanzen goldener Blätter darin. Durch eine grade Allee ritten wir an beschnittenen Laubengängen und verwitterten Götterbildern vorbei, vorüber an einem kleinen Gartenhäuschen, das zwischen welkenden Rosen träumte, und hinein in den Dom gewaltiger grauer Buchenstämme, durch deren hohe gelbgrüne Wölbung nur hie und da ein Sonnenstrahl bis zur Erde drang. Wir ritten langsam und sprachen kein Wort, selbst der Hufschlag der Pferde klang gedämpft, als ob sie auf tiefen Teppichen gingen. Plötzlich, wo der Weg sich jäh zur Seite wandte, empfing uns ein blendender Strom flimmernden Lichts: Vergißmeinnichtblau dehnte sich der See bis zum nebelgrauen Horizont, und aus ihm empor stieg mit Türmen und Zinnen, Erkern und Ballonen, funkelnd und blitzend im hellsten Morgenglanz, ein Märchenschloß.

Uns heimwärts wendend, verfolgten wir die Uferstraße

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 254. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/256&oldid=- (Version vom 31.7.2018)