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bin, wie Sie, werd’ ich gewiß gerad’ so moralisch sein!“ Aber er nahm meine Hand nicht –

Was gings mich an?! Mochten sie alle die Gekränkten spielen! Mein Vater irrte sich offenbar: der gleiche Rock macht nicht zu Gleichen! Die Kürassiere tanzten und ritten nicht nur viel besser, sie waren auch fröhlichere Partner bei jenem Spiel mit dem Feuer, – dem einzigen, das ich mit steigender Leidenschaft spielte, je mehr Gefahr es in sich schloß, und je höher der Einsatz war. Wie ein Raubvogel mit weit gestreckten schwarzen Schwingen schwebte die Phantasie über den grünen lachenden Blumenmatten meines Lebens. Stark genug wäre sie gewesen, mich empor zu tragen in ihr Höhenreich, wo ich zu ihrem Herrn geworden wäre; aber zur Furcht vor dieser Fahrt mit ihr hatte man mich dressiert, nun lauerte sie hungrig und rachgierig auf tägliche Beute, und ich mußte mich ihr unterwerfen.

Das gleichmäßige Tiktak des Alltags vertrug ich nicht, beschleunigt mußte es werden bis zum Fiebertempo, oder übertönt von Fanfaren der Freude. Wenn ich den Pflichten des Hauses nachkam, so umwand ich ihre langweilige Dürre mit Blumen, wenn ich mit meinem Schwesterchen spielte, so spielte ich nicht mit ihr, mich ihrer Kindlichkeit unterwerfend, sondern führte vor ihr meine bunten Träume auf. Mir genügte nicht ein kurzes, harmlos improvisiertes Tänzchen, es mußte ein wogender, leidenschaftlicher Tanz bis zur Erschöpfung daraus werden. Und eine Stunde zu Pferde in der Morgenkühle stachelte nur mein Verlangen nach wilden Ritten über Stock und Stein.

Ich glaube, mein Vater war auf nichts so stolz als

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Lily Braun: Memoiren einer Sozialistin. Albert Langen, München 1909, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Memoiren_einer_Sozialistin_-_Lehrjahre_(Braun).djvu/207&oldid=- (Version vom 31.7.2018)