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und wußte es nicht, endlich fiel ihr das Halsband ein, das sie den Thieren gegeben hatte und sah an dem Löwen ihres Gemahls das goldene Schlößchen; da sprach sie vergnügt: „dieser ist mein rechter Mann.“ Da lachte der junge König und sagte: „ja, das ist der rechte!“ und sie setzten sich zusammen zu Tisch, aßen und tranken und waren fröhlich. Abends, als der junge König zu Bett ging, sprach seine Frau: „warum hast du die vorigen Nächte immer ein zweischneidiges Schwert in unser Bett gelegt, ich habe geglaubt, du wolltest mich todtschlagen.“ Da erkannte er, wie treu sein Bruder gewesen war.


61.


Das Bürle.


Es war ein Dorf, darin saßen lauter reiche Bauern und nur ein armer, den nannten sie das Bürle (Bäuerlein). Er hatte nicht einmal eine Kuh und noch weniger Geld eine zu kaufen; und er und seine Frau hätten so gern eine gehabt. Einmal sprach er zu ihr: „hör, ich hab einen guten Gedanken, da ist unser Gevatter Schreiner, der soll uns ein Kalb aus Holz machen und braun anstreichen, daß es wie ein anderes aussieht, mit der Zeit wirds wohl groß und gibt eine Kuh.“ Der Frau gefiel das auch, und der Gevatter Schreiner zimmerte und hobelte das Kalb zurecht, strich es an, wie sichs gehörte, und machte es so, daß es den Kopf unterhängte, als fräße es.

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Brüder Grimm: Kinder- und Haus-Märchen Band 1 (1819). Berlin: G. Reimer, 1819, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kinder_und_Hausm%C3%A4rchen_Grimm_1819_V1_337.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)