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auch ich nicht anders wie du mich von ihm beirren lassen, und sowohl Hoffnungen auf ihn gesetzt als Enttäuschungen durch ihn erlitten, die beide nur auf seinen Worten, also fast gar nicht begründet waren.“ Olga schwieg. „Es wird mir nicht leicht,“ sagte K., „dich in dem Vertrauen zu deinem Bruder zu beirren, da ich doch sehe, wie du ihn liebst und was du von ihm erwartest. Es muß aber geschehen und nicht zum wenigsten deiner Liebe und deiner Erwartungen wegen. Denn sieh, immer wieder hindert dich etwas - ich weiß nicht, was es ist - voll zu erkennen, was Barnabas nicht etwa erreicht hat, aber was ihm geschenkt worden ist. Er darf in die Kanzleien oder wenn du es so willst, in einen Vorraum, nun dann ist’s also ein Vorraum, aber es sind Türen da, die weiter führen, Barrieren, die man durchschreiten kann, wenn man das Geschick dazu hat. Mir z. B. ist dieser Vorraum, wenigstens vorläufig, völlig unzugänglich. Mit wem Barnabas dort spricht, weiß ich nicht, vielleicht ist jener Schreiber der niedrigste der Diener, aber auch wenn er der niedrigste ist, kann er zu dem nächst höheren führen, und wenn er nicht zu ihm führen

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 352. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_352.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)