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„Gewiß nicht, K.“, sagte Olga. „Scherze sind es nicht, sondern meine allerernstesten Sorgen. Doch erzähle ich es dir auch nicht, um mein Herz zu erleichtern und deines etwa zu beschweren, sondern weil du nach Barnabas fragtest, Amalia mir den Auftrag gab, zu erzählen, und weil ich glaube, daß es auch für dich nützlich ist, Genaueres zu wissen. Auch wegen Barnabas tue ich es, damit du nicht allzu große Hoffnungen auf ihn setzt, er dich enttäuscht und dann selbst unter deiner Enttäuschung leidet. Er ist sehr empfindlich, er hat z. B. heute nacht nicht geschlafen, weil du gestern abend mit ihm unzufrieden warst. Du sollst gesagt haben, daß es sehr schlimm für dich ist, daß du nur einen solchen Boten wie Barnabas hast. Diese Worte haben ihn um den Schlaf gebracht. Du selbst wirst wohl von seinen Aufregungen nicht viel gemerkt haben, Schloßboten müssen sich sehr beherrschen. Aber er hat es nicht leicht, selbst mit dir nicht, du verlangst ja in deinem Sinn gewiß nicht zu viel von ihm, du hast bestimmte Vorstellungen vom Botendienst mitgebracht und nach ihnen bemißt du deine Anforderungen. Aber im Schloß hat man andere

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Franz Kafka: Das Schloß. München: Kurt Wolff Verlag, 1926, Seite 336. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Kafka_Schlo%C3%9F_336.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)