Das Erdreich gab mier Brodt / das Brodt erhielt mein Leben /
Vor Brodt hab ich das Fleisch der Erden hingegeben /
Ich Gebe woll zu viel; das Fleisch kam auß der Erden /
Und muß auch / was es war / in kurtzen wieder werden.
Im Leben war ich Knecht im Tode bin ich frey /
Es brach des Todes-Handt die Fessel leicht entzwey /
Die Ketten flecken nicht; ich kenne mein Geblüthe /
Und Sterb’ ein Knecht durch zwang / mit nichten von Gemüthe.
Mein Bette / Tisch und Stuel war dieses weite Rund /
Zwey sachen plagten mich: Der Magen und der Mund /
Ich wünschte nichts so sehr als Ehrlich sein Begraben /
Damit nicht hinterm Zaun mich frässen noch die Raben.
Es zeigt die kleine Grufft der Venus Meisterstück /
Ein außersehen Ziel / zersprenget durch das Glück /
Der Buhler Seel Compas / hier ist genug bericht /
Wer kennet Pyramen und seine Thißbe nicht.
Die Liebe war mein Licht bey schwartz geferbter Nacht /
Das Feuwer das ich trug bestrit der Wellen macht /
Ich fiel in Nerens Reich / es ist mier nicht gelungen /
Es hat die grosse Fluth die grosse Gluth bezwungen.
anonym (Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau): Hundert Grab-Schrifften.. , Breslau (?) 1662, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_HvW_Grabschriften_15.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)