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Rathlos und beklommen flogen seine Blicke durch den Raum, eine eisige Hand hatte sich auf sein warmes junges Herz gelegt. Und hier die andere Handschrift? In seinen Ohren war ein Klingen und Klirren wie von tausend zersplitternden Glocken. Ihm war, als müsse er lachen und auf einmal wach sein; aber er hatte einen Kinnbackenkrampf, es kam nur ein blödes Grinsen heraus. Dann meinte er, daß er’s ja längst gewußt habe, wollte sich mitten in seiner ungeheuren Betroffenheit einreden, daß er gar nicht überrascht sei, gar nicht. Er schaute hinter sich; da müßte doch jetzt die Welt stehen, müßte ihn ausspotten, Rübchen schaben; Ätsch, ätsch, du Tropf!

Da sah er im Morgenstrahl das weiße Kleid der jungen Harfenspielerin aufleuchten; mit einem Schrei der Erlösung flog er zu dem Bilde, dessen süße graue Augen so tief, so jung, so innig ins Leben zu blicken schienen. Er betrachtete es hingerissen, er konnte sich nicht wegwenden. Du! du! hauchte es in seinem Inneren; dann scheu blickte er sich um nach dem zusammengesunkenen kühlen todten Häufchen Asche im Lehnstuhl. „Nein! nein! nicht die!“

Und doch. Es war dieselbe Handschrift auf jenen Papierblättern, wie die all jener Verse, die er bekommen. „Und es soll doch nicht wahr sein!“ Aber dann hier? Und er las noch einmal die Worte, die der Wind ihm geschenkt hatte:

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/82&oldid=- (Version vom 19.8.2019)