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große Schneiderei, zwei Nähmaschinen Tag und Nacht im Gange; mein Trost war die alte Steenbocken, die diesmal ihren Papagei mitbringen durfte, weil er sonst gar zu verlassen gewesen wäre, das arme Thier! Ich wollte, ich hätte dafür in Steenbockens kleiner Stube allein sitzen dürfen und Deine Bücher lesen, für die ich Dir tausendmal danke! Kannst Du Dir vorstellen, daß ich das Paket nur erst aufgemacht, aber noch keinen Blick recht hineingethan habe? Wenn man immer sitzen und prünen muß – entschuldige den Ausdruck –, aber Deine harten Worte, die gewiß sehr gut gemeint waren, haben mich furchtbar traurig gemacht. Du sagst, unsere Faulheit und Willenlosigkeit sei an Allem schuld; aber bedenke doch nur, daß ich zum Beispiel nie einen eigenen Willen haben durfte. Du glaubst gar nicht, was für verwunderte Gesichter sie machen, sobald ich nur den leisesten Versuch wage, etwas fest zu behaupten, und wenn ich es auch noch so gut weiß. Nun räthst Du mir wohl, mich nicht um die Verwunderung zu kümmern, aber das ist leicht gesagt und schwer gethan. Ich habe doch nichts Lieberes auf der Welt als die Meinigen, und ich kann es nicht ertragen, wenn sie mir böse sind; lieber will ich Alles aufgeben. Neulich hatte ich solche Geschichte mit Mama, es kam auch über die ewige Näherei her. Ich sollte nämlich deswegen die Botanikstunde bei den Damen aussetzen, ich erzählte Dir schon davon. Tante

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 312. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/320&oldid=- (Version vom 19.8.2019)