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kluge Männer, solche Dichter und Schriftsteller, müssen es doch wissen, nicht?“

Alle Mädchen fingen an zu lachen: „Igitt, wie dumm! Was wissen die Schriftsteller davon! Die schweben ja immer in den höhern Regionen. Sollen sich die Herren vielleicht selber die Knöpfe annähen? Und übrigens, was für’n Unsinn, waschen thut man doch nicht? Das haben wir doch gottlob nicht nöthig, das thut doch das Mädchen oder die Schnellwäscherei, und wenn ich auch mal in die Küche geh’ und nach dem Topf seh’, darum fällt mir noch lange keine Perle aus der Krone!“

„Jean Paul ist überhaupt furchtbar überspannt, glaub’ ich, den dürfte ich nicht lesen!“ rief ein älteres Mitglied aus der Ecke.

Annita war überstimmt. Sie weinte jetzt vor Ärger, klopfte auf den Tisch und rief: „Sagt, was Ihr wollt, Adelheid und ich, wir wollen nicht nur so Hausfrauen werden –“

Über die Gesichter der Mädchen legte sich kaltes Entsetzen. Sie ließen sämmtlich ihre Stickereien sinken und starrten Annitas geröthete Augen an.

„Sie wollen keine Hausfrauen werden,“ sagten sie flüsternd; alle sahen auf einmal fremd und feindselig aus. Endlich rief eine mit spitzem Lachen:

„Ich glaube, Ihr braucht nicht bange zu sein, mit solchen Grundsätzen kriegt man gewiß keinen ab.“

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/211&oldid=- (Version vom 31.7.2018)