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hofft, dass Ihr Euch das nächste Mal eine so weite Reise um Nichts ersparen werdet.“

Diese Worte brachten Sinkew in den furchtbarsten Zorn; er wollte das Geld nicht annehmen, sondern warf es mit Unwillen auf den Boden, näherte sich dem grossen Thor, und schrie mit lauter Stimme: „Du kaltblütiger, niederträchtiger Schurke! Die wilden Thiere, das Raubgevögel ist nicht so wie Du! Wehe, Du hast das sich zu sehr hingebende Herz meiner jungen Herrin Lẅan betrogen, aber der hohe Himmel wird niemals Dir seinen Schutz verleihen ob der Schändlichkeit, die Du begangen!“ – Bei diesen Worten überwältigte ihn sein Gefühl und er weinte laut auf. Die Vorbeigehenden fragten ihn nach der Ursache seines Jammers und Sinkew erzählte die ganze Geschichte mit der grössten Genauigkeit, so dass sich in kurzer Zeit der Ruf von Tingchangs Ehrlosigkeit und Büberei durch die ganze Stadt und Nachbarschaft von Wookeang verbreitete, und ehrbare Leute sich seiner schämten und ihn verachteten. Sehr wahr ist das Sprüchwort:

„Wenn Du im gewöhnlichen Leben Nichts begehst, was Dein eigen Gewissen erschüttert, dann brauchst Du in der weiten Welt keinen Menschen zu fürchten, der die Zähne Dir knirschte!“

Als nun Sinkew wieder in Wangkeang angekommen war und Minghea begegnete, heulte er laut auf, ohne sich beruhigen zu können. Minghea sagte zu ihm: „Ihr habt gewiss etwas Schlimmes auf Eurer Reise erlebt, oder hilf Himmel! ist vielleicht mein junger Herr Chow gestorben!“ Sinkew schüttelte nur seinen Kopf,

Empfohlene Zitierweise:
unbekannt, Adolf Böttger (Übersetzer): Die blutige Rache einer jungen Frau. Wilhelm Jurany, Leipzig 1847, Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_blutige_Rache_einer_jungen_Frau.djvu/067&oldid=- (Version vom 31.7.2018)