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Leute wurden meine Quellen, so der brave ehemalige Müller Gans in Jugenheim, der zu Hause und auf Feldzügen einen reichen Schatz von Ueberlieferungen gesammelt hat und dieselben sehr schön und mit größter Treue wieder erzählt, der Schmied Schmidt in Balkhausen, der von seinen Wanderjahren her ihrer eine große Fülle bewahrt. Auch ein Zigeuner, Bletz heißt er, brachte sie mir zu Dutzenden ein und auch aus aller Herren Ländern, doch weiß er genau wo und wann er jedes einzelne Stück gehört hat. Besonders viele dankt er seiner Mutter, welche ihm ebenfalls stets dabei erzählte, bei welcher Gelegenheit sie dieselben gelernt und es ist höchst interessant, ihr und ihm auf die verschiedenen Streifzüge zu folgen, auf denen sie bald um das hochlodernde „Feuer in der vollen Scheune“ geschaart sich ruhig erzählen, während der Bauer eine Feuersbrunst fürchtend, ihnen gern die Thür weisen möchte und es doch nicht wagt aus Furcht vor ihrem Fluch; bald in ihren kleinen Karren, die von magern Thieren mühsam fortgezogen werden, Lieder singen, der aus dem Norden, jener aus dem Süden, der aus dem Osten, jener aus dem Westen; bald im Wirthshäuschen unheimlichen Aussehens, wohin sie durch Zeichen an Bäumen und Häusern eigne Wege geführt, sich zusammen finden und ob auch einander unbekannt, doch als gute Freunde sich grüßen und einander erzählen.

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite VIII. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_A08.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)