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Von einem Pfarrer, der allzu kräftig predigte.

Es war einmal ein Bauer, der war so dumm, daß er sein eignes Haus im Orte nur daran kannte, daß ein Kirschbaum vor der Thür stand. Jeden Morgen, wenn er aufs Feld zur Arbeit ging, gab seine Frau ihm ein Stück Brod, damit mußte er umspringen bis zum Abend. Kam einmal ein armer Handwerksbursche daher und bat ihn um ein Almosen: „Ich habe nur ein Stück Brod, da ist es,“ sprach der Bauer, „aber im Orte steht ein Haus und davor ein Kirschbaum, da wohne ich; gehe dahin und laß dir mehr geben, meine Frau ist zu Hause.“ Der Handwerksbursche, welcher ein Schneider seines Zeichens war, ging in das Dorf, suchte das Haus und sagte der Frau, ihr Mann habe ihn zu ihr geschickt und sie solle ihm etwas geben. Da gab sie ihm vollauf, denn er war ein schöner Mensch und gefiel ihr. Sie klagte ihm, wie sie mit ihrem dummen Manne so übel dran sei und von Herzen wünsche, von ihm erlöst zu werden. „Ei das ist nichts leichter,“ sprach der Schneider, „wenn du mich heirathen willst, will ich alles Uebrige schon in Ordnung machen.“ Das garstige Weib freute sich zu sehr, als es das hörte, fiel dem Schneider um den Hals und rief ein über das anderemal: „Ach was bin ich für eine glückliche Frau!“ „Gib mir vor allem die Säge,“

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 430. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_430.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)