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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.

ein übriges getan und dem Untersuchungsrichter gegenüber ihre Überzeugung ausgesprochen, sie könne nicht glauben, daß ich der Täter sei. Ich denke, damit können Sie sich begnügen. Damit und mit meiner ausdrücklichen Versicherung, daß die Eifersucht meiner Frau grundlos war. Wenn Sie gegen meinen Wunsch diese Familienangelegenheit in der Verhandlung aufs Tapet bringen, sind wir geschiedene Leute.“

„Aber Sie können doch nicht leugnen, daß schon vor sechs Jahren zwischen der jungen Dame und Ihnen eine – sagen wir beträchtliche Sympathie bestanden hat. Daß Sie ihr in Ajaccio und Montreux den Hof gemacht haben. Daß Sie von Freiburg aus nach Baden-Baden zu Besuch gefahren sind. Daß die junge Dame Ihnen nach Freiburg ein Kistchen mit Süßigkeiten geschickt hat …“

„Was Sie nicht sagen! Wer hat Ihnen denn das aufgebunden? Ich weiß von keinem Kistchen.“

„Dann haben Sie ein schlechtes Gedächtnis. Der Deckel des Kistchens ist mir von Ihrem Vater zugeschickt worden. Bezüglich der Handschrift kann keinerlei Zweifel sein.“

Ich lachte. „In der Tat, ein wertvolles Beweismittel, dieser famose Kistchendeckel, der da plötzlich nach sechs Jahren aus der Versenkung auftaucht. Wenn Sie den in der Hauptverhandlung produzieren, haben Sie gewonnenes Spiel. Aber im Ernst, Herr Doktor, Sie sind auf dem Holzweg. Sie machen aus einer Mücke einen Elefanten. Es ist wahr, ich habe mit meiner Schwägerin in Ajaccio freundschaftlich verkehrt. Ich war auch in Montreux viel mit ihr zusammen. Und ich habe sie auch in Baden-Baden besucht, um mich für das übersandte Kistchen zu bedanken. Das alles ist doch so harmlos wie möglich. Ich habe doch nicht sie, sondern ihre Schwester geliebt und geheiratet. Wozu also diese alten Geschichten aufwärmen? Was hat das mit dem Prozeß zu tun?“

„Unter Umständen sehr viel. Wann und wo haben Sie im vorigen Jahre Ihre Schwägerin wiedergesehen?“

„Im September in München. Wenn Sie dabei gewesen wären,

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Carl Hau: Das Todesurteil. Die Geschichte meines Prozesses.. Ullstein, Berlin 1925, Seite 99. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Das_Todesurteil_(Hau).djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)