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Masse einer bräunlich-grünen Farbe zusammengeballt war. Mein Sohn sah, dasz diese granulösen Massen langsam ihre Form änderten. Ohne Zweifel bestanden sie aus Protoplasma. Innerhalb der Drüsen des Blattstücks, welches der Wirkung der stärkeren Lösung ausgesetzt war, war die Zusammenballung stärker ausgesprochen, und die Bewegung des Protoplasmas rapider als in den andern. Das Experiment wurde mit demselben Resultate wiederholt; und bei dieser Gelegenheit beobachtete ich, dasz das Protoplasma ein wenig von den Wandungen der einzelnen verlängerten, die Stiele bildenden Zellen abgeschrumpft war. Um den Procesz der Zusammenballung zu beobachten, wurde ein schmaler Streifen eines Blattes auf der Kante liegend unter das Mikroskop gebracht; die Drüsen ergaben sich als völlig durchsichtig. Nun wurde ein wenig von der stärkeren Lösung, (nämlich ein Theil auf 218 Theile Wasser) unter das Deckgläschen zugesetzt; nach 1 oder 2 Stunden enthielten die Drüsenzellen sehr feine granulöse Substanz, welche langsam grobkörniger und unbedeutend opak wurde; aber selbst nach 5 Stunden war sie noch nicht bräunlich. Um diese Zeit erschienen einige wenige eher grosze durchscheinende kuglige Massen innerhalb der oberen Ende der Stielzellen, auch war das ihre Wandungen auskleidende Protoplasma ein wenig zusammengeschrumpft. Es geht sonach hieraus offenbar hervor, dasz die Drüsen der Pinguicula kohlensaures Ammoniak absorbiren; sie absorbiren es aber nicht so schnell als die Drüsen der Drosera, oder es wirkt nicht so schnell auf sie ein, wie dort.

13. Kleine Massen des orangefarbigen PoIlens der gemeinen Erbse wurden auf mehrere Blätter gelegt, und regten die Drüsen zu reichlicher Absonderung an. Selbst sehr wenig Körner, welche zufällig auf eine einzelne Drüse gefallen waren, bewirkten, dasz der dieselbe umgebende Tropfen in 23 Stunden so bedeutend an Grösze zunahm, dasz er ganz augenfällig gröszer war, als die die nebenanstehenden Drüsen umgebenden Tropfen. Tropfen, welche dem Secrete 48 Stunden lang ausgesetzt wurden, schickten ihre Schläuche nicht aus; sie waren völlig entfärbt und schienen weniger Substanz zu enthalten als vorher; die, welche zurückgeblieben war, war von einer schmutzigen Färbung und enthielt Ölkügelchen. Sie waren hiernach in ihrer äuszern Erscheinung von andern Pollenkörnern verschieden, welche eine eben so lange Zeit in Wasser liegen gelassen worden waren. Die Drüsen, welche mit den Pollenkörnern in Berührung waren, hatten offenbar Substanz aus ihnen aufgesaugt; denn sie hatten ihre natürliche blaszgrünliche Färbung verloren und enthielten zusammengeballte kuglige Massen von Protoplasma.

14. Viereckige Stückchen der Blätter von Spinat, Kohl und einer Saxifraga und die ganzen Blätter der Erica tetralix regten sämmtlich die Drüsen zu vermehrter Secretion an. Der Spinat war am wirksamsten; denn er bewirkte, dasz die Absonderung offenbar in 1 Stunde 40 Minuten zunahm und schlieszlich eine Strecke weit das Blatt hinablief; die Drüsen fiengen aber bald einzutrocknen an, nämlich nach 35 Stunden. Die Blätter der Eriea tetralix fiengen in 7 Stunden 30 Minuten zu wirken an, veranlaszten aber nie starke Absonderung, ebensowenig thaten es die Blattstückchen der Saxifraga, obschon in diesem Falle die Drüsen sieben Tage lang abzusondern fortfuhren. Aus Nord-Wales wurden mir einige Blätter

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 347. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_347.jpg&oldid=- (Version vom 23.1.2021)