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eingebogen waren; und dies ist ein äuszerst seltenes Ereignis bei Blättern in Wasser, obschon es in einem unbedeutenden Grade bei einem (Nr. 1) vorkam, welches in irgend einer Art und Weise zufällig gereizt worden zu sein schien. Alles dies zeigt, dasz die Lösung eine Wirkung hervorbrachte, wennschon geringer und viel langsamer als in den vorausgehenden Fällen. Die geringe Wirkung dürfte indessen zum groszen Theil dadurch erklärt werden, dasz die Blätter sich in einem dürftigen Zustande befanden.

Von den Blättern in der Lösung trug Nr. 1 200 Drüsen und erhielt 1/48000 Gran von dem Salze. Zieht man die siebenzehn Tentakeln ab, welche nicht eingebogen wurden, so konnte jede Drüse nur 1/8784000 Gran oder 0,00000738 Milligr. absorbirt haben. Diese Menge verursachte eine bedeutende Einbiegung des eine jede Drüse tragenden Tentakels.

Endlich wurden acht Blätter und zwar jedes in dreiszig Minims einer Lösung von einem Theile des phosphorsauren Salzes auf 21,875,002 Theile Wasser (1 Gran auf 5000 Unzen) eingetaucht. Jedes Blatt erhielt danach 1/80000 Gran oder 0,00081 Milligr. von dem Salze. Ich gab mir besondere Mühe, die schönsten Blätter aus dem Gewächshause zum Einlegen sowohl in die Lösung als auch in Wasser auszuwählen, und beinahe alle erwiesen sich als äuszerst empfindlich. Ich fange, wie früher, mit denen in der Lösung an:
1. Nach 2 Stunden 30 Minuten waren alle Tentakeln bis auf zweiundzwanzig eingebogen, einige indessen nur halb eingebogen; die Scheibe war stark eingebogen; nach 6 Stunden 30 Minuten waren alle Tentakeln bis auf dreizehn, die Scheibe ganz ungemein eingebogen; das Blatt blieb so 48 Stunden lang.
2. In den ersten 12 Stunden trat keine Veränderung ein; aber nach 24 Stunden waren sämmtliche Tentakeln eingebogen, ausgenommen diejenigen der alleräuszersten Reihe, von denen nur elf eingebogen waren. Die Einbiegung fuhr fort zuzunehmen und nach 48 Stunden waren alle Tentakeln, ausgenommen drei, eingebogen, und zwar die meisten von ihnen dicht, während vier oder fünf nur halb eingebogen waren.
3. In den ersten 12 Stunden trat keine Veränderung ein; aber nach 24 Stunden waren alle Tentakeln, mit Ausnahme der der alleräuszersten Reihe, halb eingebogen, die Blattscheibe dagegen eingebogen. Nach 36 Stunden war die Scheibe stark eingebogen und sämmtliche Tentakeln, ausgenommen drei, eingebogen oder halb eingebogen. Nach 48 Stunden fand sich das Blatt noch in demselben Zustande.
4. bis 8. Bei diesen Blättern waren nach 2 Stunden 30 Minuten beziehentlich 32, 17, 7, 4 und 0 Tentakeln eingebogen, von denen sich die meisten nach wenig Stunden wieder ausstreckten, mit Ausnahme von Nr. 4, welches seine zweiunddreiszig Tentakeln 48 Stunden lang eingebogen behielt.

Nun zu den acht entsprechenden Blättern in Wasser:
1. Nach 2 Stunden 40 Minuten waren an diesem Blatte zwanzig der äuszeren Tentakeln eingebogen, von denen fünf sich nach 6 Stunden 50 Minuten wieder ausstreckten. Nach 10 Stunden 15 Minuten trat ein äuszerst ungewöhnlicher Umstand ein, die ganze Blattscheibe nämlich

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_147.jpg&oldid=- (Version vom 11.12.2020)