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zu sein, dasz man die Säure des Secrets mit einem Alkali neutralisirte und beobachtete, ob der Procesz der Verdauung aufhörte, und dasz man dann ein wenig Säure zusetzte und beobachtete, ob der Procesz wieder begönne. Dies wurde, und zwar, wie wir sehen werden, mit Erfolg, gethan; es war aber nothwendig, zuerst zwei Controlversuche anzustellen: nämlich, ob der Zusatz äuszerst kleiner Tropfen Wasser von derselben Grösze wie der der Alkalilösungen den Procesz der Verdauung aufhalten würden, und zweitens, ob äuszerst kleine Tropfen schwacher Salzsäure, von derselben Stärke und Grösze wie die benutzten, die Blätter verletzen würden. Es wurden demzufolge die beiden folgenden Versuche angestellt:

6. Versuch. — Kleine Eiweiszwürfel wurden auf drei Blätter gelegt und äuszerst kleine Tropfen destillirten Wassers auf einem Stecknadelknopf zwei- oder dreimal täglich hinzugefügt. Diese hielten nicht im mindesten den Procesz auf; denn nach 48 Stunden waren die Würfel auf allen drei Blättern vollständig aufgelöst. Am dritten Tage fiengen die Blätter an, sich wieder auszubreiten, und am vierten Tage war die ganze Flüssigkeit absorbirt.

7. Versuch. — Kleine Eiweiszwürfel wurden auf zwei Blätter gelegt und äuszerst kleine Tropfen von Salzsäure, von der Stärke eines Theiles auf 437 Theile Wasser, wurden zwei- oder dreimal hinzugefügt. Dies hielt den Procesz der Verdauung nicht im mindesten auf, schien ihn im Gegentheil eher zu beschleunigen; denn in 24 Stunden 30 Minuten verschwand jede Spur von Eiweisz. Nach drei Tagen breiteten sich die Blätter theilweise wieder aus, und in dieser Zeit war die ganze klebrige Flüssigkeit auf ihren Scheiben beinahe völlig absorbirt. Es ist fast überflüssig, noch anzugeben, dass Eiweiszwürfel von derselben Grösze wie die hierbei benutzten, welche sieben Tage lang in etwas Salzsäure von der oben angegebenen Stärke gelegt wurden, ihre sämmtlichen Winkel und Kanten so vollkommen wie je behielten.

8. Versuch. — Würfel von Eiweisz (von 1/10 Zoll oder 2,54 Mm.) wurden auf fünf Blätter gelegt und sehr kleine Tropfen einer Auflösimg von einem Theil kohlensauren Natrons in 437 Theilen Wasser dreien derselben in Zwischenräumen zugefügt, während die beiden andern Tropfen einer Auflösung kohlensauren Kalis von derselben Stärke erhielten. Die Tropfen wurden mit dem Kopfe einer ziemlich grossen Stecknadel übertragen, und ich ermittelte, dasz jeder ungefähr gleich 1/10 Minim, (0,0059 Cub. Cent.) war, so dasz ein jeder nur ein 1/4800 Gran (0,0135 Milligr.) des Alkali enthielt. Dies war nicht genügend, denn nach 46 Stunden waren alle fünf Würfel aufgelöst.

9. Versuch. — Der letzterwähnte Versuch wurde im vier Blättern wiederholt, doch mit dem Unterschiede, dasz Tropfen derselben Auflösung von kohlensaurem Natron im Ganzen häufiger zugefügt wurden, und zwar so oft als das Secret sauer wurde, so dasz es viel wirksamer neutralisirt wurde. Jetzt nun waren nach 24 Stunden die Kanten von dreien der

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Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_084.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)