Seite:De Darwin Insectenfressende Pflanzen 068.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

so trocknet der Tropfen zuweilen ein, besonders wenn die Pflanze in einem Zimmer gehalten wird; dabei werden einige der centralen und nahe nach dem Rande hin stehenden Tentakeln zusammengezogen, was ihnen das trügerische Ansehen gibt, als wären sie eingebogen worden. Dies kommt zuweilen mit Wasser vor, da es durch Vermischung mit der klebrigen Flüssigkeit klebend geworden ist. Daher ist das einzige sichere Kennzeichen —, und allein auf dies habe ich mich verlassen, — das Einwärtsbiegen der äuszern Tentakeln, welche von der Flüssigkeit nicht berührt worden sind, oder höchstens allein an ihrer Basis. In diesem Falle ist die Bewegung allein eine Folge davon, dasz die centralen Drüsen von der Flüssigkeit gereizt worden sind und einen motorischen Einflusz den äuszeren Tentakeln übermittelt haben. Die Blattscheibe krümmt sich gleichfalls häufig nach innen, in derselben Weise als wenn ein Insect oder ein Stückchen Fleisch auf die Scheibe gelegt wird. Diese letztere Bewegung wird, so viel ich gesehen habe, niemals durch das blosze Eintrocknen einer adhäsiven Flüssigkeit und die davon abhängige Zusammenziehung der Tentakeln verursacht.

Zuerst will ich die nicht-stickstoffhaltigen Flüssigkeiten anführen. Als vorläufiger Versuch wurden Tropfen destillirten Wassers auf zwischen dreiszig und vierzig Blätter gebracht; und es trat keine irgendwelche Wirkung ein; trotzdem wurden aber in einigen anderen und seltenen Fällen einige wenige Tentakeln für kurze Zeit eingebogen; dies konnte aber auch dadurch verursacht worden sein, dasz die Drüsen zufällig berührt wurden, als die Blätter in eine passende Stellung gebracht wurden. Dasz Wasser keine Wirkung hervorbringen würde, hätte vorausgesehen werden können, da im andern Falle die Blätter von jedem Regenschauer zu Bewegung gereizt worden wären.

Gummi. — Es wurden Lösungen von vier verschiedenen Stärkegraden gemacht: eine von sechs Gran auf die Unze Wasser (ein Theil auf 73), eine zweite etwas stärker, doch immer noch sehr dünn, eine dritte mäszig dick und eine vierte so dick, dasz sie gerade nur noch von einem spitzigen Instrument abtropfen konnte. Diese wurden auf vierzehn Blättern versucht, wobei die Tropfen von 24 bis zu 44 Stunden auf den Blattscheiben gelassen wurden, meistens ungefähr 30 Stunden. Einbiegung wurde hierdurch niemals verursacht. Es ist nothwendig, reines arabisches Gummi zum Versuch zu nehmen, denn einer meiner Freunde kaufte eine fertig bereitete Lösung und diese verursachte eine Biegung der Tentakeln; es wurde indessen später ermittelt, dasz dieselbe viel thierische Substanz, wahrscheinlich Leim, enthielt.

Zucker. — Tropfen von Lösungen weiszen Zuckers in drei

Empfohlene Zitierweise:
Charles Darwin: Insectenfressende Pflanzen. Stuttgart 1876, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Darwin_Insectenfressende_Pflanzen_068.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)