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Alexander’s Widerwillen gegen offene Vergewaltigung der Schweiz. Stewart hat übrigens den Ernst des Widerspruchs, den der Kaiser erhob, unterschätzt. Nicht „Zweifel“ galt es hier zu besiegen, sondern ein förmliches Veto hatte der Kaiser in diesen Tagen gegen jeden Einmarsch in die Schweiz eingelegt, vermuthlich weil seine am 24. November beschwichtigten politischen Befürchtungen im Gespräch mit den Schweizern inzwischen von neuem erwacht und stärker geworden waren als je.

Gleichwohl erliess der Kaiser Franz an demselben 5. December ein Handbillet, welches lautete:

 „Lieber Feldmarschall Fürst Schwarzenberg!

In Folge des gestern getroffenen Uebereinkommens haben Sie nunmehr gemeinschaftlich mit dem Feldmarschall Grafen Bellegarde und mit Beiziehung des Feldzeugmeisters Duka und des F. M. L. Grafen Radetzky einen allgemeinen Operationsplan mit Einschluss der Armee in Italien zu verfassen und mir so schleunig als irgend möglich vorzulegen.“

Ein „gestern“, d. h. am 4. December getroffenes „Uebereinkommen“ kann nur ein solches mit Kaiser Alexander sein, und wenn so, nur die Frage der Schweiz und ihrer Neutralität zum Gegenstande gehabt haben. Der Inhalt dieses Uebereinkommens muss sich aus den Thatsachen und Urkunden errathen lassen, die ihm gefolgt sind.

Da steht an erster Stelle ein längst bekannter französischer Aufsatz, den General Knesebeck im Namen des Königs von Preussen am 7. December dem Kaiser Alexander eingereicht hat und den wir bei Bernhardi (Toll IV, 2, S. 392–394) gedruckt finden.

Der Aufsatz beginnt mit den Worten:

„Die Schweiz erklärt sich neutral, aber die Mediationsacte besteht und die Truppen dieser Republik streiten in den Reihen der Französischen Armee, folglich ist diese Neutralität nur Täuschung: sie kann, wäre sie von Napoleon anerkannt, den Verbündeten keinerlei Sicherheit gewähren, denn ohne Zweifel wird er sie unter irgend einem leicht zu findenden Vorwand verletzen, sobald er seinen Vortheil dabei finden wird. Täuschen wir uns nicht, sein Marsch durch das neutrale Ansbach im Jahre 1805 hat uns gezeigt, wessen man sich von ihm zu versehen hat.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_234.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)