Seite:De DZfG 1893 09 018.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Kaiser und der Kaiserin. Der Kaiser setzte die Abreise auf den folgenden Tag fest und schlug vor, viele Barone und Ritter als Begleiter der jungen Eheleute nach Rom mitzuschicken. Manfred redete ihm das aus. Am folgenden Morgen rief die Kaiserin ihre Tochter zu sich und sprach zu ihr: Lege dir dieses Hemd an, denn es sind darauf viele Perlen und Edelsteine, welche Städte und Schlösser werth sind. Die Kaufleute und das Ehepaar fuhren ab mit einem grossen Schatze, den der Kaiser dem Manfred gegeben hatte. Auf hoher See angekommen, fingen die Schiffsleute an, die jungen Leute zu beleidigen, wozu sie von den Kaufleuten durch reichliche Zahlung bewogen waren; sie eröffneten der jungen Frau den wahren Stand ihres Mannes und kündigten ihnen die Absicht an, sie beide tödten zu wollen. Die junge Frau bat um Gnade, dass man sie nicht tödten, sondern aussetzen möge auf einer wüsten Insel nicht weit von dem Orte, an dem sie eben waren; und die Schiffsleute, in der Meinung, sich auch so der beiden jungen Leute entledigen zu können, weil sie auf der Insel verhungern würden, liessen sich erbitten. Die Kaufleute fuhren nun nach Rom zurück, gingen zu Guido und sagten ihm, Manfred habe in Constantinopel bleiben wollen, weil er sich mit einer Magd eingelassen habe. Indessen lebten die beiden Eheleute einige Zeit auf der Insel, indem sie von den wilden Pflanzen der Insel assen oder von Aepfeln und Birnen, welche das Meer ihnen zuführte, sich nährten. Da fuhren drei Galeeren eines vornehmen Mannes vorbei; dieser rettete die beiden jungen Leute und führte sie auf sein Landgut. Die junge Frau erzählte ihm das Vorgefallene, und nach acht Tagen liess der Signore eine Barca zurechtmachen, auf welcher die beiden jungen Leute in den Hafen von Rom gelangten.

Manfred lässt nun auf den Rath seiner Frau seinem Vater Guido seine Rückkehr melden. Guido behandelt seinen Sohn und dessen Frau schlecht, die er für das Dienstmädchen hält, das seinen Sohn verführt hat. Die junge Frau lässt durch Guido einen Goldschmied holen und bietet ihm zum Verkauf einen der Edelsteine, den sie dem Hemd entnommen hat. Der Goldschmied will ihn nicht kaufen, weil der Stein den Werth eines Schlosses habe und er selber nur 5000 Goldgulden. Die Frau gibt ihm den Stein für diesen Preis. Von dem Erlös kauft sie reiche Kleider für sich und Manfred, für Guido und dessen Frau, und

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_018.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)