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Je mehr man sich in Berlin der Hoffnung hingab, durch das geschriebene Wort den Trotz des Schwedischen Königs überwinden zu können, desto grösser war natürlich die Enttäuschung, als man die vollgültigsten Beweise von der Erfolglosigkeit dieser Bemühungen empfing. Anstatt sich einschüchtern zu lassen, erklärte nämlich Gustav nunmehr in ebenfalls ziemlich gereiztem Ton, die von ihm bewerkstelligte Veränderung der Regierungsform sei eine innere Landesangelegenheit, in die sich einzumischen keiner das Recht besitze. Mit Zuversicht hoffe er, dass niemand die Unabhängigkeit seines Reiches anzutasten sich erdreisten werde; wie er denn auch von den Nachbarstaaten „die nachdrücklichsten Bürgschaften für ihre Freundschaft und ihren Wunsch, mit ihm in guter und vollständiger Harmonie leben zu wollen“, empfangen habe. Sollte sich aber sein Glaube an die Loyalität der Nachbarn als ein beklagenswerther Irrthum erweisen, und die Fackel des Krieges sich im Norden entzünden, so sehe er dennoch, im Vertrauen auf die Gerechtigkeit seiner Sache und auf den Beistand seiner Alliirten, hoffnungsvoll in die Zukunft, welche ja manche Ueberraschung in ihrem Schoosse bergen könne[1]. Diese trotzigen Worte erregten in Berlin viel böses Blut und veranlassten einen sehr gereizten Briefwechsel zwischen den beiden Höfen. Höhnisch wies König Friedrich darauf hin, dass die „guten Freunde“ Schwedens in der Stunde der Gefahr wohl zu weit entfernt sein würden, um ihrem Bundesgenossen wirksamen Beistand leisten zu können. Auch vermöge er die Sorglosigkeit seines Neffen hinsichtlich der Zukunft keineswegs zu theilen, sondern müsse denselben an die Worte des Sehers erinnern, welcher Julius Cäsar zugerufen habe, dass die Iden des März noch nicht vorüber seien[2][WS 1]. Nicht weniger schroff

    auf Norwegen in den düstersten Farben ausgemalt (Fersen III, 483–85). Hierauf beziehen sich wohl die Worte Friedrich’s an Solms, 17. November (wir haben die Depesche schon p. 131 citirt): „Tout ce que je ferai encore, c’est d’éprouver, par le peu de crédit que j’ai en Suède, s’il n’y a pas encore moyen de conjurer l’orage qui s’apprête.“

  1. Gustav an Friedrich, 23. Dezember. Hjelt [Beilagen] S. 7–9. Das falsch datierte und stark abweichende Concept ist bei [Manderström] I, 46–48 und Oeuvres XXVII, 2; S. 81 abgedruckt. – Vgl. Gustav an Heinrich, Ende December [Manderström] I, 41–43.
  2. Friedrich an Gustav, 23. Januar 1773. [Manderström] I, 52 f. und Oevres XXVII. 2; S. 82 f.), wo es u. a. heisst: „Je pourrais me servir de

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): Munderström
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_135.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)