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dass Avila von dem Könige das blutige Schwert und den rechten Handschuh als Zeichen, dass er sich ihm ergeben habe, empfangen hat, worauf auch eine Aeusserung in dem Bericht eines unbekannten Verfassers hinweist[1]. Es ist nämlich vielfach behauptet worden, der König habe sein Schwert keinem andern als Lannoy übergeben wollen und wirklich übergeben[2]. Freilich musste dieser ja als Oberbefehlshaber den Gefangenen in Empfang nehmen.

Damit kommen wir zu dem vierten Punkte, dass Lannoy dem Könige unter dem Pferde herausgeholfen habe. Das ist eigentlich mit dem Vorstehenden schon abgethan, wenn sich auch bei einigen Zeitgenossen eine dahin lautende Angabe findet, z. B. bei Capino da Capo; aber auch aus dessen Darstellung ist es nicht unbedingt zu schliessen[3]. Dagegen schreibt Russel, der Englische Gesandte im kaiserlichen Lager[4]: „Bourbon hears, that the Viceroy has written and causend others to say, that he took the French king, and was the cause of the victory; which is nothing so[5]. Where upon M. de la Motte, who took the French king [wie La Motte zu dieser Behauptung kam, ist aus dem oben Erzählten leicht abzunehmen[6]], has gone to inform the Emperor of the truth, with an offer to fight the Viceroy, and since then another gentleman has gone thither [vermuthlich Urbieta], who saved the king’s life[7], and says, he was prisoner half an hour, before the Viceroy came up, which he will prove in like manner.“ Dass in dieser halben Stunde die Soldaten den König nicht hätten von dem Pferde befreien können, dass

  1. Brewer, Letters and Papers of the reign of Henry VIII. Vol. IV, part 1 (1870) Nr. 1124: There are some, who claim him [Francis] as theirs, showing his sword and his gauntled. Dazu Albèri, Relazioni Venete, I, 3, 226: avendo portato in Spagna un soldato alla Maestà sua [Karl V.] lo stocco e la manopola del rè Francesco, quando fu fatto prigione.
  2. Rey, a. a. O. S. 3 mit einer schwungvollen Rede des Königs. Gaillard, Hist. de François I. (Paris 1744) II, 405 ff. Garnier, Hist. de France (Paris 1774) XXIV, 126. Baumgarten, Gesch. Karl’s V. (1888) II, 382.
  3. Magenta, a. a. O. II, 547. Eine ungenaue Aeusserung Najera’s in seinem ersten flüchtigen Briefe (siehe oben S. 368) mag Veranlassung zu diesem Irrthum gegeben haben. Lannoy’s Brief vom Schlachttage selbst erwähnt nichts von einem thätigen Antheil an der Gefangennahme. Lanz, Korrespondenz Karl’s V. I, 150.
  4. Brewer, a. a. O. Nr. 1425.
  5. Dazu ist die Aeusserung Bourbon’s bei Champollion, a. a. O. 218 zu vergleichen: „– – – le viceroy – – – n’est cause de quoy il [Franz] est pris.“
  6. Auch Erzherzog Ferdinand schreibt an Heinrich VIII., La Motte habe den König gefangen genommen. Brewer, a. a. O. Nr. 1127.
  7. Vgl. die oben S. 5 angeführte Urkunde Franz’ I. für Urbieta.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1891, Seite 372. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1891_06_372.jpg&oldid=- (Version vom 24.1.2023)