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Fürsten Ulrich von Eggenberg, dem leitenden Minister des Kaisers, gehaltenen Unterredung wurde das Vertrauen zwischen General und Kriegsherrn wieder hergestellt, und die Stellung des ersteren dauernd befestigt. – An den Verlauf dieser Unterredung knüpft sich unsere zweite Untersuchung an. Es wird sich zeigen, dass die Conferenz nicht nur in den Beziehungen Wallenstein’s zum Kaiser, sondern auch in seinem Verhältniss zur Liga ein wichtiges Moment bildet.

Bald nach den Brucker Besprechungen erhielt Kurfürst Maximilian einen Italienisch geschriebenen Bericht über Anlass und Verlauf derselben. Was in diesem Bericht über die Grundsätze der Wallenstein’schen Kriegführung mitgetheilt wird, hat nicht nur damals auf Baiern und die Liga tiefen Eindruck gemacht[1], es ist auch in unserer Zeit dem grossen Biographen Wallenstein’s so wichtig erschienen, dass er einen Auszug des Berichtes in seine Darstellung verwebt, als Schlüssel zum Verständniss der Mittel und Absichten des Feldherrn. Auch unsere Untersuchung muss von diesem Actenstück ausgehen.

Nach dem Berichterstatter wurde die Besprechung durch die Absicht Wallenstein’s, sein Commando niederzulegen, veranlasst, und diese Absicht wurde wieder hervorgerufen theils durch die Unzufriedenheit des Kaisers mit Wallenstein’s Kriegführung, theils durch die verweigerte Zustimmung zu dem von letzterem vorgelegten Plan über die Vertheilung der Truppen in die Winterquartiere. Das Ergebniss einer vorläufigen Besprechung, die desshalb zwischen Wallenstein und Harrach, einer entscheidenden, die zwischen Wallenstein und Eggenberg gehalten wurde, war, dass der kaiserliche Minister die Art der Kriegführung Wallenstein’s genehmigte, dieser dagegen die Fortführung des Commandos bewilligte. Die Zustimmung zu seiner Kriegführung erwirkte Wallenstein durch folgende Auseinandersetzung: der Kaiser ist zu arm, um ein Heer zu bezahlen, seine Erblande sind zu erschöpft, um die Einquartierung eines Heeres zu ertragen, und die Zahl seiner Feinde ist so gross, dass sie fast alle Europäischen Fürsten in sich begreift, während die ihm nicht feindlichen

  1. Ueber die sich an den Bericht anschliessenden Verhandlungen der Liga vgl. Aretin, Wallenstein S. 21. Daselbst, Beil. S. 1, der Bericht. Vgl. über denselben Gindely I S. 163.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1890, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1890_04_025.jpg&oldid=- (Version vom 3.12.2022)