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der andere und klopft ihn auf die Schulter, »das wissen Sie schon? ist ja eben erst raus.« Und Specht verschämt und wonneglänzend: »Herr Graf werden verstehen – habe doch auch so meine Attachen – man gehört allmählich ja selbst so’n bißchen zur Diplomatie.«

Aber auch sonst weiß Specht die schicklichen Rücksichten zu nehmen. So hat er neulich, wegen einer kurzen Hoftrauer, die übliche Tafelmusik acht Tage lang ausfallen lassen. Eine reisende Millionärin aus Denver, Mrs. Bluffer, gab während dieser Zeit ein Diner im Buckingham. Ich hörte die Dame den feierlich aussehenden Oberkellner erregt fragen, als schmälere man ihr ein mit guten Dollars erworbenes Recht: »Kellner, warum spielt die Bande nicht?«

»Es ist wegen der Hoftrauer, Madame. In diesem Hotel wohnen so viel Prinzen und hohe Herrschaften, daß wir natürlich deren Gefühle schonen müssen.«

Diese Antwort machte auf Miß Bluffer einen tiefen Eindruck und sie sprach zur Mutter: »Oh, mamma darling, ist das nicht herrlich? es ist doch fast ganz so als ob wir bei Hofe wären!«

Mein Bruder ist gestern von seiner Reise aus der Kohlen- und Eisengegend zurückgekehrt. Als wir abends zusammen zum Essen in das Restaurant heruntergingen, sahen wir, daß es auffallend voll

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Elisabeth von Heyking: Briefe, die ihn nicht erreichten. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin 1903, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Briefe_die_ihn_nicht_erreichten_Heyking_Elisabeth_von.djvu/172&oldid=- (Version vom 31.7.2018)