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des Gründers unserer teuren Kongregation, versprechen wir ihm, seiner alle Tage unseres Lebens zu gedenken, versprechen wir ihm vor allem, seiner Worte, seiner Lehre eingedenk zu sein, seinen heiligen Grundsätzen, die das Fundament unserer Kongregation sind, treu zu bleiben, das, was er geschaffen hat, zu erhalten in seinem Geiste.«

Der Schmerz über den Verlust eines solchen Vaters war groß; er wurde gelindert durch die allgemeine Teilnahme, die uns bewiesen, und durch die vielen Zeichen der Hochschätzung, die dem Verstorbenen gegeben wurden. Mir als Prior kamen die Kundgebungen, die von auswärts eintrafen, zuerst zu. Ich staunte, und immer größer wurde die Gestalt des seligen Erzabtes vor meinem Geistesauge, je zahlreicher die Schreiben waren, die von nah und fern und aus den höchsten Kreisen kamen, Schreiben, in denen aufrichtigste Hochschätzung, ja wahre Bewunderung für den Heimgegangenen zum Ausdruck kamen. Fürst Leopold von Sigmaringen, Beurons edler Schirmherr, wollte persönlich dem Begräbnis beiwohnen. Im Mittelschiffe der Kirche, vor dem Chore, fand Erzabt Maurus seine letzte Ruhestätte; eine einfache Bronzeplatte deckt sein Grab.

Erzabt Maurus war ein außergewöhnlicher Mann, ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung. Im Jahre 1825 zu Bonn geboren, wurde er nach glänzend beendigten Studien im Jahre 1850 von Kardinal von Geissel zum Priester geweiht. Seine Wirksamkeit als Lehrer am Progymnasium zu Jülich und als Rektor an der Domschule zu Aachen war eine sehr gesegnete. Viele Jahre nach seinem Tode erzählte mir ein Herr aus Aachen, der sein Schüler gewesen war, von der nachhaltigen Einwirkung seines Unterrichtes. Auch in der Seelsorge war er erfolgreich tätig. Aber er verzichtete auf die Aussichten, die das Wirken in der Welt ihm bieten konnte, folgte seinem jüngeren Bruder Ernst, P. Plazidus, und trat im Jahre 1856 in die Abtei St. Paul zu Rom in den Orden des heiligen Benedikt. Die Opfer und Mühen, die dieser, menschlich gesprochen, unver­ständliche Schritt ihm auferlegte, waren groß und zahlreich, aber sie waren nötig, um ihn auf seine spätere Mission vorzubereiten.

Empfohlene Zitierweise:
Willibrord Benzler: Erinnerungen aus meinem Leben. Kunstverlag, Beuron 1922, Seite 68. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Benzler_Leben_68.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)