Seite:De Auerswald und Lichnowsky 056.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

mir; der erzählte, der Eine wäre gleich todt gewesen, der Andere lebe noch; das wäre ein Unsinn, da der noch pappeln könnte – und war sehr mürrisch. Er war ganz wie zerschlagen und gieng dann wieder von mir weg, indem er sagte, er wolle noch einmal hinunter und dem Ding ein Ende machen. Buchsweiler erzählte, daß er sich vor den Lichnowsky gestellt und eine Rede an ihn gehalten habe: – Du Bluthund, – und in dem Styl!“

Endlich gelang es aber doch den Bemühungen einiger Männer, namentlich des Gemeindemanns Löw, des Instrumentenmachers Helfferich und seines Sohns, des Dr. Hodes u. A., den tödtlich Verwundeten ohne weitere Behelligung durch Drohungen aufheben und nach dem Schmidtischen Hause hin tragen zu können.

Der Fürst sagte während des Transports zu Helfferich, den er fest an der Hand hielt; „Tragen Sie mich, wohin Sie wollen! Nur tragen Sie mich von diesen Kannibalen weg! Sie haben mir auch meine Uhr gestohlen.“

Im Schmidtischen Hause erfuhr er durch Dr. Hodes, daß er lebensgefährlich verwundet sei, und gab auf Aufforderung Schnepfs u. A. seinen letzten [WS 1] Willen zu erkennen, wobei er noch ausdrücklich aussprach, daß er seinen Feinden verzeihe. Indessen kam der Fürst Felix v. Hohenlohe mit einer Abtheilung hessischer Chevaux legers an, unter deren Bedeckung der Verwundete nach dem v. Bethmann’schen Hause gebracht wurde.

Einer der mitleidigen Träger erzählt: sie hätten den Fürsten in die Stadt bringen wollen, da sei Herr v. Bethmann hinter ihnen hergeritten gekommen, habe dem Fürsten mit den Worten: „O du mein lieber Fürst!“ die Hand auf die Schulter gelegt und angeordnet, daß der Verwundete

  1. Vorlage: lezten
Empfohlene Zitierweise:
Christian Reinhold Köstlin: Auerswald und Lichnowsky. Ein Zeitbild, nach den Akten des Appellations-Gerichts zu Frankfurt a. M. mit Genehmigung dieses h. Gerichtshofs. Tübingen 1853, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Auerswald_und_Lichnowsky_056.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)