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unsers herrn. Ir leben was in so groser strengen von dem tag, das sie in das closter kom uncz sie gen achczig jarn kom an steten vasten nach dem orden, an unmessigen wachen, an stetten andechtigen gepett. Ir pette was selten an pretter oder an stein, auf den sie slieff, das sie der strosack nicht genung herte daucht. Sie mochte sich selber all ir tag fremde allen leuten, vil und langes sweigen was ir gewonheit. Sie trug auch ein eysnein keten umb sich, und die het ir in den leip gessen, das man ir nit mocht gesehen. Sie was auch vil jar, daz man das het gemerckt, das sie nymmer ein stund was, sie tete etwas gutes oder nuczes. Sie kam auch zu der genad jubilus volliklich, und sunderlich, so sie unsern herren enpfieng, von sunderlicher ubung kom sie zu groser genad. Ze einem mal begert sie von ganczem herczen, das sie befunde, in welhen kor sie kumen solt. Da sprach sie: Ja ich west es gern. Da sprach die stim zu ir: Du solt kumen in den neünten kor. Das glaubt sie kaum, und gedacht, das sie des nit wirdig wer. Des gedanckes antwurtet ir aber die stimme, und sprach: Es ist als war, als war das ist, das du nu ze mal priorin wirdest. Das geschah, das sie ze hant priorin wart. Sie het grosse mynne zu got, und was in so grosser andacht, und in so hoher betrachtung, das sie etwen recht als ein kint wart, und nahet die sinn het verloren, und man must sie unterweilen besliessen, das ir das haubt wider kam. Nach diser krankeit must sie sich bekumern mit unsers herrn kintheit, das sie hoher betrahtung nicht mer mocht erleiden. In diser ubung tet ir got grosse genad, und erschein ir dick und vil als ein kleines kindlein, und het von seiner grossen gut und milt vil freud und kurczweil mit ir. Sunderlich in einem advent was sie so gar vol genad unsers herren, das ir was recht, wie sie unsers herrn swanger wer. Das sol man versten also, das ir hercz und ir sel und ir gemut so gar werlich und enpfintlich vol was unsers herren gnad und seiner gegenwart, das sie nicht mocht geleiden, das man sie rurt. Da von het sie mit diser genad unsers herrn kintheit unczelich vil wollustes und freud und sussikeit, des wir dick an ir gewar wurden. Sie was auch einest kelnerin. Da kam ein man, und pat sie des almusens durch got, der was an leng und an gescheft und an varb recht als man sagt, das unser herr was auf ertrich. Da sie im da wein und prot gab, da ging sie in die kuchen, und pracht im zu muss. Da sie da mit kam, da vand sie sein nicht, da war sie von allem irem herczen betrubt, und fraget alle, die sie mocht, wo er kumen wer, und ging hin auss in den ausen hof, und fraget den tor warten, ob er fur das tor wer. Da swur ir der tor wart, und die andern in dem hof, das heut kein man zu dem thor weder aus noch ein kom. Da schrey sie und weinet, da sie nimant kund gestillen, als ser jamert sie, wann sie het sicherlich da fur, das es unser herr wer. Das was in den zeiten, da die amptswester denn

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Fridrich Pfaff (Hrsg.): Alemannia XXI. Hanstein, Bonn 1893, Seite 113. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Alemannia_XXI_120.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)